Landtagsabgeordneter aus Krefeld will mehr Werbung für das Militär in Schulen
„Karriereoffiziere“ sollen sich vorstellen. Die Partei-Ratsherr Claus Preuß protestiert bei der Stadt, Linksjugend spricht von Propaganda.
Krefeld. Krefelds CDU-Chef und Landtagsabgeordneter Marc Blondin wirbt für mehr Bundeswehr in Krefelds Schulen. Dies teilt er in einem Brief an alle Leiter der hiesiegen Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie der Gymnasien und Berufskollegs mit.
Blondin propagiert einen intensiveren Austausch des Krefelder Nachwuchses mit „Jugendoffizieren unserer Streikräfte“, um „den Schülerinnen und Schülern zusätzliche Informationen zu friedens- und sicherheitspolitischen Fragen an die Hand zu geben“. Heftigen Gegenwind erntet er von Die Partei-Ratsherr Claus-Dieter Preuß und der Linksjugend. Preuß erinnert Blondin an die Kinderrechtskonvention und attestiert dem CDU-Mann „Unkenntnis der Materie“.
CDU-Landtagsabgeordneter Marc Blondin. Foto: Andreas Bischof
Blondin argumentiert, rechtliche Grundlage für seine Forderung sei eine Kooperationsvereinbarung aus dem Jahre 2012 zwischen dem nordrhein-westfälischen Schulministerium und Wehrbereichskommando. Diese, so heißt es weiter, ermögliche „den Besuch von Jugendoffizieren in den Sekundarstufen I und II unserer allgemeinbildenden Schulen sowie der Berufskollegs“. Wenn denn die Schulleiter, an die Blondin appelliert, eine entsprechende Einladung initiierten.
Reaktion der Stadt Krefeld
Der Christdemokrat verweist zudem auf so genannte Karriereoffiziere, „die auch im schulischen Kontext für eine Ausbildung oder Tätigkeit bei der Bundeswehr werben“. Schließlich stocke die Bundeswehr an Personal auf, wovon auch junge Krefelder profitieren könnten. Blondin legt den Schulleitern eine Kontaktaufnahme „wärmstens ans Herz“.
Ratsherr Preuß sieht „durch diese Einflussnahme auf die Unterrichtsgestaltung die politische Neutralität an den Schulen verletzt“ und wendet sich mit seiner Kritik direkt an Krefelds neuen Zukunftsdezernenten Markus Schön. Der solle entgegenwirken. Insbesondere Blondins Aussage ,,so genannte Karriereoffiziere im Dienste unseres Militärs . . .“ verstoße gegen die politische Ausgewogenheit an den Schulen.
„Ein ,Karriereoffizier’wird sicher nicht in den Schulen unparteiisch Werbung für seinen Arbeitgeber machen und auch nicht neutral über mögliche Auslandseinsätze und deren Gefahren informieren“, glaubt Preuß. „Nach der Kinderrechtskonvention soll keine Werbung für den Militärdienst vor Minderjährigen stattfinden. Die Krefelder Schulen dürfen kein Ort für die Rekrutierung von Berufssoldatinnen und Berufssoldaten werden.“
Noch einen Schritt weiter geht die Krefelder Linksjugend. „Junge Menschen sollen dadurch in ihrer Entscheidung manipuliert, und eben nicht ausreichend informiert werden. Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber, sondern jeder Beruf dort ist mitunter tödlich, und, ob direkt oder indirekt am Töten beteiligt. Die Annahme, dass Schülerinnen und Schülern durch die Bundeswehr eine pluralistische Diskussionsmöglichkeit des Themenbereiches Friedens - und Sicherheitspolitik geboten wird, ist schlicht lächerlich.“ Militärpropaganda habe in Schulen nichts zu suchen.
Die Stadt reagiert auf die Anfrage Preuß’ defensiv. „Fragen von schulischen Inhalten sind so genannte interne Schulangelegenheiten und somit Sache der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung“, heißt es auf WZ-Anfrage. „Entsprechend haben wir das Schreiben von Herrn Preuß an die zuständige Stelle mit der Bitte um Würdigung und rechtliche Überprüfung des Sachverhalts in eigener Zuständigkeit weitergeleitet.“