Bundeswehr: Einsatz im Klassenzimmer
Offiziere der Bundeswehr informieren an Schulen über Möglichkeiten einer beruflichen Laufbahn. Das führt zu Diskussionen.
Kreis Mettmann. Die Slogans klingen gut: „Entschieden gut, gut entschieden. Ihre Karriere in der Bundeswehr“ oder „Bundeswehr — Karriere mit Zukunft und Teamplay“. So wirbt die Truppe im Internet für ihre Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten. Und auch über andere Wege rührt die Bundeswehr die Werbetrommel, um junge Menschen für sich zu gewinnen.
So soll laut der Fraktion der Partei Die Linke die Bundeswehr in letzter Zeit verstärkt an Schulen im Kreis Mettmann vorstellig werden, um vor Ort Nachwuchs zu werben. „Wir kritisieren die Präsenz scharf“, sagt Fraktionsvorsitzenden Ilona Küchler. „Jugendoffiziere übernehmen Unterrichtseinheiten zur politischen Bildung. Dabei ist das primäre Aufgabe der Schulen“, sagt sie.
Außerdem kritisiert sie, dass Vertreter der Bundeswehr im Rahmen von Berufsinformationsveranstaltungen Werbung betrieben, „aber dabei verschweigen, dass dies mit Einsätzen und den damit verbundenen Risiken wie Traumatisierungen und im schlimmsten Fall dem Tod einhergeht.“
Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren an den Berufskollegs, deren Träger der Kreis Mettmann ist, Aktivitäten der Bundeswehr im Rahmen von Veranstaltungen zur Berufsinformation.
Eine Antwort, wie sie die Aktivitäten der Bundeswehr an den Schulen bewertet, wollte Schuldezernentin Ulrike Haase auf WZ-Anfrage nicht abgeben. In einem Antwortschreiben an Die Linke steht aber: „Die Verwaltung sieht grundsätzlich kein Problem darin, wenn die Schulen im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Berufsorientierung die Bundeswehr zu Arbeitgeber-Infotagen einlädt.“ Die Schulen stellten über das Lehrpersonal sicher, dass die Schüler sach- und fachgerecht über das Angebot informiert werden.
Das bestätigen die Schulleiter der Berufskollegs. „Im Nachgang zu den jeweiligen Präsentationen werden im Wirtschaftslehre- und Politikunterricht mit den Schülern noch einmal die einzelnen Ausbildungsmöglichkeiten thematisiert. Natürlich wird auch über moralisch-ethische Aspekte gesprochen“, sagt Lothar van den Kerkhoff vom Adam-Josef-Cüppers-Berufkolleg in Ratingen.
Auch am Hildener Berufskolleg „gehört die Auseinandersetzung über das Für und Wider der Bundeswehr zum Politikunterricht dazu“, sagt Schulleiter Peter Schwafferts. An seiner Schule sei die Bundeswehr schon mehrere Jahre nicht mehr gewesen. „Aber wenn sie uns fragen würde, würden wir nicht grundsätzlich ablehnen, weil die Bundeswehr eine Institution des öffentlichen Rechts ist — so wie wir auch.“
Das Verteidigungsministerium weiß um die kritischen Stimmen. „Dabei kommen wir nur mit Zustimmung der Schulträger und Schulen“, sagt eine Sprecherin. Grundsätzlich würden Jugendoffiziere nur Unterrichtseinheiten zur politischen Bildung geben. „Dabei findet keine Rekrutierung statt“, sagt sie.
Auch bei den Infotagen zur Berufsorientierung würden Kameraden zunächst nur eine Übersicht über Karrieremöglichkeiten geben. „Dabei wird die Einsatzrealität nicht verheimlicht.“
Paul Wrede aus Ratingen und Tim Bange aus Mettmann, beide 17 Jahre alt und Schüler am Berufskolleg in Ratingen, bestätigen das. „Als die Bundeswehr bei uns war, wurde klar gesagt, dass zu einer Karriere in der Truppe auch Einsätze gehören.“
Die beiden Schüler finden es „in Ordnung, wenn auch die Bundeswehr an den Schulen ist. Warum auch nicht?“, fragt Bange. Er strebt aber keine Karriere bei der Bundeswehr an. „Das ist nichts für mich“, sagt er. Die Teilnahme an einem Einsatz könne er sich nicht vorstellen.
Anders Wrede: „Ich interessiere mich für einen technischen Beruf, und gerade in diesem Bereich bietet die Bundeswehr sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten.“