Interview: Olympia, die Dritte

Anne Poleska: Die Oppumer Weltklasse-Athletin erzählt über ihre nächsten Ziele und freut sich schon darauf.

Krefeld. Anne Poleska bereitet sich derzeit akribisch auf die nationalen Titelkämpfe in Berlin vor. In der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (Prenzlauer Berg) werden von morgen bis zum kommenden Mittwoch nicht nur Meistertitel verteilt, sondern auch die Tickets für die Olympischen Spiele in Peking (China). Und eine der begehrten Fahrkarten zu ergattern, ist das Ziel der 28-jährigen Topschwimmerin, die vor vier Jahren in Athen bereits Bronze über 200 Meter Brust geholt hat.

Anne Poleska, nach der intensiven Trainingsphase in den USA rückt der entscheidende Tag immer nähert: die Olympia-Qualifikation. Wie groß ist die Anspannung?

Poleska: Na ja, es hält sich in Grenzen. Die vergangenen Tage habe ich in erster Linie meiner Familie gewidmet, Freunde und Bekannte getroffen und bei Aegir trainiert. Schön war der Montag. Daddy hatte Geburtstag. Ansonsten habe ich großen Wert auf Ruhe gelegt.

Kaum sind Sie da, müssen Sie schon wieder ans Kofferpacken denken. Heute starten Sie gen Berlin. Im Schwimmstadion an der Landsberger Allee geht es am Dienstag ums Ticket für Peking. Wie ist Form und Fitness?

Poleska: Alles ist sehr gut gelaufen. Die Trainings- und Wettbewerbs-Ergebnisse in Florida können sich sehen lassen. Ich bin guter Dinge.

Sie müssen bei den Deutschen Meisterschaften über 200 m Brust die Norm von 2:27,62 Min. schaffen und darüber hinaus mindestens Zweite werden. Ganz Krefeld fiebert mit. Wie groß sind die Chancen, und wie stark die Konkurrentinnen?

Poleska: Sarah Poewe aus Wuppertal, die Heidelbergerin Simone Weiler und vielleicht auch Birte Steven werden mir das Leben schwer machen. Nur zwei werden es packen. Ich will dabei sein.

Nach Athen und Sydney wären es die dritten Olympischen Spiele für Sie. Das schaffen nicht viele Hochleistungssportler auf der Welt. Ist denn danach definitiv Schluss?

Poleska: Definitiv sowieso nicht. Andererseits: Langsam könnte ich es ja mal ausklingen lassen. Warten wir’s ab.

Besitzen Sie einen Talismann?

Poleska: Gleich mehrere, meine Freunde haben es wieder einmal gut mir mit gemeint, und meine Fingernägel sind, wie vor vier Jahren in Athen auch wieder blau lackiert. Ich bin bereit.

Wer war eigentlich Ihr großer Förderer und Trainer in ganz jungen Jahren?

Poleska: Thomas Presch. Von 1991 bis 2000. Er war alles in einer Person. Trainer, Förderer und Kumpel, und auch jetzt vor Berlin schaut er beim Training genau hin.

Sie haben in den USA studiert, trainiert, gelebt? Ein Traumplatz für Sie?

Poleska: Florida ist schon klasse und der Lebensstil sehr interessant, zumal es viele internationale Einflüsse gibt. Aber Traumziel ist und bleibt für mich Australien. Zuletzt habe ich mich aber in Florida total abgeschottet. Die Zeit dort war voll bepackt mit knallhartem Training. Sechs Tage die Woche, sechs Stunden am Tag, davon viereinhalb im Wasser. Viermal das volle Programm, zweimal halbe Schicht. Sonntags war frei.

Die Olympischen Spiele 2008 bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Sport und Politik. Wie gehen sie mit dem Thema um?

Poleska: Als China den Zuschlag bekam, hat doch jeder gewusst, auf was er sich einlässt. Die Tibeter freuen sich jetzt natürlich über die Medienpräsenz, die sie bekommen. Ansonsten, finde ich, haben Politik und Sport nichts miteinander zu tun. Boykott wäre der falsche Weg. Olympia ist doch dafür da, Menschen unterschiedlicher Couleur zusammenzubringen, deshalb ist es in diesen Zeiten wichtig, die Spiele zu feiern.

Rund 17 000 Zuschauer fasst der Wasserwürfel von Peking. Beeindruckt Sie eine solche Kulisse?

Poleska: Und ob, da will ich unbedingt hin. Die Halle ist wirklich gigantisch.

Was kommt nach Peking, welche Ziele haben Sie?

Poleska: Im Moment denke ich nur bis zum 15. August 2008, dem Finaltag über 200 m Brust in Peking.