Gründerserie Generationswechsel im Gründer-Netzwerk

Krefeld · Beim Netzwerk „Experten coachen Gründer“ steht eine Verjüngungskur an. Vertriebler Gerhard Koslowski berichtet über seine Erfahrung.

Experten helfen und coachen (v.l.): Gerhard Koslowski und Maik A. Fettes. Foto: Dirk Jochmann

Foto: Dirk Jochmann (DJ)

Stabübergabe beim Netzwerk „Experten coachen Gründer“: Mit 74 Jahren und nach elf Jahren im Ehrenamt beim Netzwerk macht Gerhard Koslowski zusammen mit weiteren Kollegen Platz für einen Generationswechsel. Einer der Nachfolger ist Rechtsanwalt Maik Fettes – mit 47 Jahren das jüngste Mitglied unter den Beratern. Für die WZ tauschen sich beide miteinander aus, passenderweise im K2 Tower + Industriepark an der Kleinewefersstraße, wo sich Fettes im Basecamp inmitten von Start-up-Unternehmen eingemietet hat. Dort ist er der Älteste unter vielen Jungunternehmern, aber beruflich der Erfahrenste und deshalb auch als Berater im Wirtschaftsrecht bestens geeignet.

Gerhard Koslowski hatte mehr als drei Jahrzehnte als Führungskraft im Vertrieb für Medizintechnik gearbeitet, als er sich dem Netzwerk unter dem Dach der Wirtschaftsförderung anschloss. „Es hat immer viel Spaß gemacht, jungen Menschen Wissen und Erfahrung weiterzugeben und sie vor Fehlern bei der Gründung zu bewahren“, sagt er. „Das ist oft gelungen, mitunter aber auch nicht. Leider fehlt es häufig an Wirtschafts- und Marketingkenntnissen, die auch an vielen Hochschulen nicht ausreichend gelehrt werden, sowie an Selbstkritik.“ Ersteres könne man nachholen, letzteres gefährde die Existenz.

Der Spagat zwischen Gelingen
und Misslingen

Fettes fragt nach Beispielen und Koslowski muss nicht lange überlegen. Als erfolgreiches Musterbeispiel nennt er eine Physiotherapeutin. Zusammen mit einem Kollegen des Netzwerks und der Gründerin wurde ein Plan für die Akquise von Kunden erstellt, den sie Punkt für Punkt abarbeitete. Fazit: Sie führt heute eine gut gehende Praxis mit vier Angestellten. „Krasser Gegensatz war der beratungsresistente Inhaber zweier Bekleidungsgeschäfte“, berichtet Koslowski. Die Konsequenz: Ein Laden sei geschlossen, der andere dümpele vor sich hin. Ausschlaggebend sei, dass ein Gründer Power, Antriebskraft und Unternehmerpersönlichkeit erkennen lasse. Und: „Wir Berater scheuen uns nicht, von einer Gründung abzuraten, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen.“

Maik Fettes hört seinem Kollegen aufmerksam zu. Weil er sich nach langen Berufsjahren als Unternehmensjurist kürzlich selbstständig gemacht hat, wollte er eigentlich nur in die Gründerszene „reinschnuppern“ und besuchte den von IHK und WFG initiierten Gründerstammtisch bei Gleumes. Von der munteren jungen Gründerschar ist er angenehm überrascht. „Man bekommt Infos, mit denen man gar nicht gerechnet hat, wie etwa den Tipp für das Büro im K2 Basement.“ Dadurch hat er auch schon Mandanten gefunden. Umgekehrt konnte er sich mit Auskünften über Rechtsformen, Wettbewerbs-, Marken- und Vertragsrecht revanchieren.

Dass Fettes gut bei den Jungunternehmern ankam, fiel den Beratern von WFG und vom Gründernetzwerk auf, das den Rechtsanwalt anwarb. „Ich bin total gespannt auf diese Aufgabe, weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeite, die etwas auf die Beine stellen wollen“, sagte er ohne Zögern zu. Wie sein Kollege will er helfen, Fehler zu vermeiden. „Viele Gründer übersehen beispielsweise, dass man vorab prüfen soll, ob der beabsichtigte Firmenname noch frei ist. Schlimmstenfalls droht ein Rechtsstreit, und der Gründer fängt wieder bei null an.“ Seine eigene Kanzlei entwickle sich gut. Auch er habe vorher Rat gesucht und gefunden, zum Beispiel beim Erstellen des Business Plans. „Da kannte ich das nützliche Netzwerk noch nicht.“