Prozess Mann greift im Rausch 20-Jährigen an
Angeklagter wurde zu einer Strafe von 1200 Euro verurteilt.
Krefeld. Wer nach einer Schicht im Uerdinger Chemiepark am Vatertag gegen 21 Uhr aus dem Werk kommt, stellt sich wahrscheinlich auf einen schönen Feierabend ein. Am 5. Mai des vergangenen Jahres wurden einige Mitarbeiter aber Zeuge einer Schlägerei direkt am Eingangs-Drehkreuz von Tor 9. Einer von ihnen ist ein Duisburger Chemikant, der am Mittwoch im Zeugenstand vor dem Strafrichter saß. „Als wir um kurz nach 21 Uhr raus kamen, stand schon ein Mann am Drehkreuz und bat uns die Polizei zu rufen“, erinnert sich der Zeuge. Als er aber sah, dass das Handy des Mannes zerstört war und sich ein mutmaßlicher Angreifer näherte, stellten sich die Arbeiter schützend vor den Mann und riefen die Polizei. Vorausgegangen war den Ereignissen vor dem Chemiewerk eine Auseinandersetzung, die bereits im Zug von Duisburg nach Krefeld begonnen hatte.
Da war der 38-jährige Angeklagte, der in Essen wohnte, auf einen 20-jährigen Mann getroffen. Der Angeklagte rempelte ihn solange an, bis er sich darüber beschwerte. Das habe der Angeklagte als Grund für einen Angriff genutzt, habe ihn gewürgt und sei auf ihn gesprungen, sagte der 20-Jährige vor Gericht aus. Mehrmals schlug der 38-Jährige dem Mann ins Gesicht.
Eigentlich habe er nur bis nach Rheinhausen fahren wollen, aber durch die Attacke habe er seine Haltestelle verpasst. Als er in Uerdingen aus dem Zug stieg, sei der Angeklagte hinter ihm her und habe ihn weiter beschimpft und angegriffen. Beim ersten Mal habe er selbst die Polizei rufen können. Die sei auch gekommen und habe den Angeklagten weggeschickt. Der sei aber wiedergekommen und habe ihn erneut angegriffen.
Erst als die Ordnungshüter den Angeklagten bei ihrem zweiten Besuch mitnahmen, hörten die Angriffe auf. Übereinstimmend sprachen alle Zeugen davon, dass der 38-Jährige wie von Sinnen gewesen sei. Sie mutmaßten, dass er Alkohol getrunken oder Drogen genommen haben müsste. Das hatte der zuvor bereits eingeräumt. Er sei völlig berauscht gewesen. Er habe getrunken und Kokain genommen. Die Taten täten ihm leid. Das wirkte sich ebenso strafmildernd aus, wie die Tatsache, dass der Angeklagte inzwischen eine Drogentherapie macht. Er wurde zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je zehn Euro, also 1200 Euro, verurteilt.