Projekt für Flüchtlinge Mediothek: Flüchtlingskinder lernen spielerisch Deutsch

Spaß am Lesen finden — das sollen zwölf Flüchtlingskinder, die sechs Monate lang beim Projekt „buch.erleben.zukunft“ der Mediothek mitmachen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Abraka-Pippilothek Bibliothek-Abrakadabra-Simsalabim“ — ganz laut hallt das Wort durch den Eingangsbereich der Mediothek. Es kommt aus dem Mund zwölf aufgeregter Kinder, die vor der Tür stehen und endlich in das Reich der Bücher eintauchen wollen. Dann, um 10 Uhr, geht sie los, die Entdeckungstour. Nervös und doch irgendwie erleichtert stürmen die zwölf Flüchtlingskinder, die aus dem Kosovo, Albanien und Syrien kommen, die bunte Halle aus Büchern, Filmen und CDs.

Beim Reingehen stellen sie fest, dass die Scheiben mit Begrüßungen in unterschiedlichen Sprachen beschriftet sind — unter anderem auch in Arabisch und Türkisch. Begeistert jauchzen einige Kinder auf und rufen das Wort in ihrer Muttersprache aus. Ingeborg Holltstein freut sich über die strahlenden Gesichter. Gemeinsam mit Musiktherapeutin Gabriele Steiner-Janssen kümmert sich die Literatur- und Bibliotheks-Pädagogin um die Kinder, die im Rahmen des Projekts „buch.erleben.zukunft“ die Mediothek erkunden möchten. Es handelt sich hierbei um ein großes Programm aus Lernen, Lesen und Spielen — ein Programm extra für Flüchtlingskinder zwischen sechs bis elf Jahren konzipiert. Das Unternehmen LAG Jugend und Literatur will mit dem sechsmonatigen Projekt die Kinder an Bücher heranführen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse fördern.

Doch Lesen ist nicht alles, was den Kindern angeboten wird. So können sie an Fußball- oder Schwimmkursen teilnehmen. „Wichtig ist, dass die Kinder gestärkt werden“, sagt Ingeborg Holltstein „Zum Beispiel mit dem Buch der Grüffello, wo es darum geht, klein, aber trotzdem stark zu sein. Für die Kinder ist es wichtig, sich selbst zu finden und die eigenen Stärken zu erkennen.“

Auch wenn die Kinder zwischendurch aufgeregt kichern oder quatschen, besinnen sie sich immer wieder auf das Wesentliche. Denn sie sind hier, um etwas zu lernen. Deshalb hören sie aufmerksam zu und machen mit. Durch die Handpuppe „Benbuch“ wird den Kindern gezeigt, was die Aufkleber auf den Buchrändern für eine Bedeutung haben. Dann soll sich jedes Kind jeweils zwei Bücher in der richtigen Lesestufe aussuchen und erzählen, warum es gerade dieses ausgesucht hat und was darin vorkommt. Bei der großen Buchauswahl ist die Entscheidung zwar nicht leicht, neben Büchern wie „Caillou“, „Fisch ist Fisch“, „Tochter des Robin Hood“ und „Ich mag kein Rosa“ findet letztendlich jedoch jeder ein passendes Buch.

Nachdem ihnen erklärt wurde, wie sie die Bücher ausleihen und wieder zurückgeben können, ist es den Kindern später selbst überlassen, ob sie ihr ausgewähltes Buch lesen oder lieber mit den anderen spielen gehen. Für den Großteil der Kinder ist klar, dass sie lesen wollen. Denn schließlich wollen sie Deutsch lernen.

Am Ende des Tages berichtet jeder seinen Eltern stolz, was er für spannende Dinge am Tag erlebt hat.