Mit Kindergarten Fachkräfte gewinnen

Das neue Kompetenzzentrum Beruf und Familie Mittlerer Niederrhein informiert Firmen über innovative Personalpolitik.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Eine Familie zu gründen ist für Frauen Segen und Fluch zugleich.

Sobald sie Kinder bekommen, müssen sie in vielen Fällen mit dem Verlust ihrer bisherigen Arbeitsstelle rechnen, sich oftmals auf geringer bezahlte Teilzeitarbeit einstellen oder sich sogar von ihren Ausbildungs- und Berufswünschen verabschieden.

Wenn später im Leben die eigenen Eltern dann noch zum Pflegefall werden, sind auch Männer mit der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie konfrontiert. Das muss nicht sein, sind Sandra Laumen und Birgit Weber überzeugt.

Sie sind Leiterinnen von Competentia, dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf in der Region Mittlerer Niederrhein.

Das ist ein neues Verbundprojekt der Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung Kreis Viersen und des Instituts für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz der Hochschule Niederrhein (A.U.G.E.). Kooperationspartner sind verschiedene Wirtschaftsförderungsgesellschaften. Auch mit der IHK und der Arbeitsagentur arbeitet Competentia zusammen. „Unser Vorteil ist, wir sind neutral“, sagen beide.

Vor allem im Hinblick auf den bereits heute offensichtlichen Fachkräftemangel in einigen Branchen der Region will das Kompetenzzentrum künftig maßgeschneiderte Lösungen für einzelne Betriebe anbieten — und vor allem ausgebildeten Frauen den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Seit seiner Gründung im Oktober des vergangenen Jahres berät und informiert das Team des Kompetenzzentrums zum Beispiel über flexible Arbeitszeitmodelle oder betrieblich unterstützte Kinderbetreuung, hilft bei der Beantragung von Fördermitteln und bringt entsprechende Initiativen in der Region zusammen.

„Wir brauchen in Unternehmen dringend eine an Lebensphasen orientierte Personalpolitik“, betont Birgit Weber. Kündigten Frauen und Männer in schwierigen Familienphasen, verlören die Firmen gute, eingearbeitete Mitarbeiter. Nur in den seltensten Fällen seien die zeitnah zu ersetzen.

Familienfreundlichkeit als Standort- und Wirtschaftsfaktor sei nicht zu unterschätzen. „Vor allem Kinderbetreuungsangebote rechnen sich“, erklärt Sandra Laumen. Das ist das Fazit einer ersten Veranstaltung von Kompetenzzentrum und WFG Mönchengladbach mit rund 20 Vertretern aus Unternehmen und Institutionen.

Das Traditionsunternehmen SMS Meer hatte dort die betriebseigene Kita „Meerblick“ vorgestellt. Die ist das Ergebnis einer internen Befragung der rund 1300 Mitarbeiter gewesen. Aufgrund des hohen Zuspruchs hat das Unternehmen im vergangenen Oktober bereits die zweite Kita-Gruppe eröffnet. „Ein solches Angebot bindet Mitarbeiter.“

Um die Bedürfnisse hiesiger Firmen zu erfahren, hat das Kompetenzzentrum eine großangelegte Befragung gestartet. Knapp 10 000 Fragebögen insgesamt sind über die WFG in Krefeld, Mönchengladbach und dem Kreis Viersen schon verteilt. Wer möchte, kann nach dem Ausfüllen der drei Seiten auch einen Kontaktwunsch äußern.

„Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung ist in vielen Firmen ein großes Thema“, sagt Birgit Weber nach den ersten zurückgesandten Fragenbögen. Beispielsweise bei der Sparkasse. Die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde dort bemängelt. „Wir können mit unseren Partnern dabei helfen, gemeinsam passende Modelle zu entwickeln.“