Mies-van-der-Rohe-Business-Park Nach dem Konzert im Kesselhaus übernachten im Future-Hotel?
Krefeld · In Ergänzung zum möglichen Plan einer Veranstaltungshalle auf dem Gelände des Mies-van-der-Rohe-Business-Parks könnte auf dem Gelände an der Girmesgath ein Future-Hotel entstehen.
Die Stadt sucht und braucht eine neue Veranstaltungshalle. Das Seidenweberhaus auf dem Theaterplatz soll abgerissen werden. Eine Variante, die von der Politik diskutiert wird, ist das alte Kesselhaus im Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Geschäftsführer und Investor Wolf-Reinhard Leendertz hatte dazu bereits einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Der Siegerentwurf des Büros Böll, das als Altbau- und Industrieexperte auch für den Umbau der alten Samtweberei sowie für Zeche Zollverein in Essen verantwortlich war, sieht eine „Black Box“ als Veranstaltungshalle am Kesselhaus vor, die alle Anforderungen erfüllt. Jetzt bringt Leendertz eine neue Idee ins Spiel: In Ergänzung könnte auf dem Gelände an der Girmesgath ein Future-Hotel entstehen. „Auf der Fläche HE2 wollte Mies van der Rohe ursprünglich ein weiteres Gebäude bauen, das aber nie realisiert wurde. Dort könnte ein Hotel entstehen in Kombination mit der Veranstaltungshalle“, sagt Leendertz.
Die Idee ist gemeinsam mit einem der 15 Startups im Business-Park entstanden. Die Firma Vinn entwickelt Software für „smarte“ Hotels. Gerade werden im Business-Park zwei Modell-Hotelzimmer gebaut. Gleichzeitig entwickelt man ein komplettes virtuelles Hotel mit 100 Betten. Was macht ein Future-Hotel aus? Drei Beispiele: So misst das Zimmer beim Betreten gleich die Körpertemperatur, um die Klimaanlage perfekt einzustellen. Sensoren können erkennen, ob der Gast ohnmächtig geworden ist und Hilfe braucht. Eingecheckt wird per App, mit der auch schon vor der Anreise das Hotelzimmer individuell konfiguriert werden kann. Die Idee, die Leendertz und die Macher von Vinn haben: In Krefeld könnte das Prototyp-Hotel entstehen, das wegweisend werden soll.
Boulder-Halle und Gastronomie nehmen konkrete Formen an
„Dieses Projekt ist allerdings nur in Kombination mit dem Kesselhaus als Veranstaltungshalle denkbar“, argumentiert Leendertz. „Es muss sich cool anfühlen. Dann kann man viel mehr Zielgruppen mit der Veranstaltungshalle erreichen als mit einer normalen Neubau-Halle“, ist der Investor überzeugt. Er steht auch im Austausch mit den Machern des Landschaftsparks in Duisburg sowie des E-Werks und des Palladiums in Köln. Diese könnten sich, so Leendertz, auch programmliche Kooperationen vorstellen. Sie seien begeistert von der möglichen Krefelder Location.
Man habe sich für das Kesselhaus-Projekt nun als Konsortium aufgestellt und wartet auf den nächsten Schritt der Stadt, der im Herbst erfolgen könnte.
Sehr konkret nehmen im Mies-van-der-Rohe-Business-Park derzeit zwei Projekte Fahrt auf, die nicht nur Business in den Park locken sollen: Die Boulder-Halle ist fertiggestellt in klassischer Industrieoptik mit Stahlglasfenstern und an den Mieter übergeben worden. Dieser wird die Kletterhalle nun innen entsprechend ausstatten. Der Start ist Ende diesen, spätestens Anfang nächsten Jahres geplant.
Und: Im März 2021 soll die große Gastronomie im Herzen des Business-Parks starten. Investor Frank Klix, der bekannt für seine System-Restaurants Purino und Ruhrkind, Nierskind etc. ist, hält trotz der Corona-Pandemie an den Plänen fest. „Wir haben noch einmal miteinander gesprochen, und Klix hat klar gesagt: Ich will“, berichtet Leendertz. Klix will voraussichtlich im März 2021 an der Girmesgath eröffnen. Geplant ist in drei ineinander gehenden Hallen auf 1300 Quadratmetern eine Mischung der bisherigen Projekte von Klix: italienische Pasta und Saucen des Purino-Konzeptes plus Steaks & Burger und Fisch in Sashimi-Qualität der –kind-projekte. Neu hinzu kommen haiwaiianische Bowls. Alles soll für jeden Gast sichtbar in der Küche oder an der Frische-Theke offen zubereitet werden. Unter dem alten Wasserspeicher wird im runden Turm eine Gin-Bar eingerichtet. Ein großer Außenbereich ist ebenfalls geplant. Klix, gelernter Fleischer, hatte vor gut 16 Jahren die Gastronomie in Schloss Rheydt übernommen und dort unter dem Namen Nierskind entwickelt.
Einer der größten Schätze von Mies van der Rohe, wie Leendertz es mit tiefer Leidenschaft beschreibt, sind die großen Shed-Dach-Hallen auf dem Gelände, die ehemalige Färberei. Auch dort wird bereits gebaut. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit zwei Interessenten. Einer möchte zweieinhalb Sheds, der andere drei mieten.“ Ein Shed wird auch nach der Fertigstellung der Öffentlichkeit als Durchgang zugänglich bleiben. Einziehen können die Mieter voraussichtlich in eineinhalb Jahren. Die Sanierung ist aufwendig, da alles denkmalgetreu aufgebaut und erhalten werden muss und soll.
Weitere Entwicklungen hat Leendertz für das Gelände im Visier. Im Bereich Sport/Fitness/Physiotherapie gibt es Pläne. Grünflächen sind ebenfalls ein Thema. Auch ein Parkhaus ist auf dem Gelände vorgesehen. Dafür ist eine Bauvoranfrage positiv beschieden worden.