Neue Verordnung für Bombenentschärfungen: Keine Zeit für Evakuierungen
Bomben müssen künftig sofort entschärft werden. Eine Herausforderung für die Hilfskräfte.
Krefeld. Im Dezember 2013 war es zum vorerst letzten Mal soweit. Der Kampfmittelräumdienst entschärfte eine Fünf-Zentner-Bombe in einem Kleingarten am Sprödentalplatz. Im Radius von 250 Metern mussten 1900 Anwohner evakuiert werden.
Für die Feuerwehr Krefeld war dies damals kein Problem, da genug Zeit bestand, die Aktion zu organisieren. Ausreichende Planungszeit wird es in Zukunft aber nicht mehr geben. Laut einer Verfügung der Bezirksregierung in Düsseldorf müssen ab sofort alle Bombenentschärfungen schneller stattfinden als bisher.
„Wir müssen die Entschärfungen jetzt immer in den nächsten Stunden und nicht Tagen vornehmen“, sagt Feuerwehrleiter Josef Dohmen und nennt die Verfügung eine sportliche Aufgabe für die Einsatzkräfte. Konnten Anwohner zuvor noch durch die Medien über die Evakuierung informiert werden, wird das in Zukunft nicht mehr möglich sein. „Wir sind gezwungen, anders zu handeln. Aus einer Evakuierung wird eine Räumung werden“, sagt Dohmen. „Wir wissen nicht, wann die nächste Bombe gefunden wird. Wir wissen nur, dass sie gefunden wird.“
Das bedeutet, dass eine Entschärfung durch den Kampfmittelräumdienst nicht mehr auf die frühen Vormittagsstunden gelegt werden kann, sondern unverzüglich nach dem Fund der Bombe vorzunehmen ist. Die Bevölkerung in der Umgebung soll durch den Einsatz von Lautsprechen und die direkte Ansprache an der Haustüre kurzfristig informiert werden. Dohmen will dafür auch auf die Hilfe von Kräften aus den Nachbarstädten zurückgreifen.
Nötig wird die Maßnahme sowohl bei Flüssigzündern, die bereits vorher schon kurzfristig entschärft werden mussten, als auch bei den gängigen Aufschlagszündern. Durch die immer weiter fortschreitende Oxidation der Zünder im Erdreich ist laut Experten die Explosionsgefahr wesentlich höher einzustufen als noch vor einigen Jahren.
Einzige Ausnahme ist ein Bombenfund in der Nähe eines Krankenhauses oder Altenheims. „Solche Gebäude können einfach nicht in den nächsten Stunden geräumt werden“, so Dohmen.