Umwelt Krefeld zur Wasserstoffregion ausbauen

Krefeld · Die Stadt hat im Umweltausschuss den Auftrag gekriegt, Nutzungsmöglichkeiten und lokale Partner zu prüfen.

Unter dem Dach einer neu eröffneten Wasserstofftankstelle von Air Liquide in Düsseldorf stehen wasserstoffbetriebene Autos.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Nach dem Dieselskandal und durch die neuen Klimaschutzziele der Bundesregierung nimmt das Thema „Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ wieder an Fahrt auf. Vor allem für Nutzfahrzeuge und den Öffentlichen Personennahverkehr, aber auch für die Produktion chemischer Stoffe könnte Wasserstoff zur Schlüsseltechnologie werden. Im Umweltausschuss ist die Verwaltung jetzt beauftragt worden, die Nutzungsmöglichkeiten für diese Technologie in Krefeld zu prüfen ebenso wie die Teilnahme an kommenden Förderprogrammen. Die Idee, die dahinter steckt: Krefeld zur Wasserstoffregion auszubauen.

Die Voraussetzungen dafür stehen nicht schlecht. Die Firma Air Liquide mit einem Werk in Krefeld beliefert aktuell im Raum Krefeld vor allem Industriekunden mit Wasserstoff. „In der Industrie ist Wasserstoff seit Jahrzehnten ein wertvoller Grundstoff. Jetzt wird das Universalgenie immer mehr auch zum Energieträger und Ermöglicher der Energiewende“, erklärt Pressesprecher Andreas Voß. Air Liquide hat eine Wasserstoff-Fernleitung, die 200 Kilometer lang ist, und quer durch das Ruhrgebiet verläuft . In Krefeld wird darüber der Chemiepark Uerdingen sowie Cargill versorgt. 
Neben dem Energieträger für die Industrie, biete Wasserstoff für die Mobilität eine „überzeugende Lösung“. Kombiniert mit umweltfreundlicher Elektromobilität fielen weder lokale Schadstoffe noch CO2-Emissionen an und er biete mit kurzen Tankzeiten und großer Reichweite Fahrkomfort. Über 70 H2-Tankstellen gibt es schon in Deutschland, weitere sind geplant. Allein in Düsseldorf gibt es inzwischen zwei Stück davon.

Auch Busse und Züge könnten mit Wasserstoff betrieben werden

Aufgrund seiner Eigenschaften ist Wasserstoff auch einsetzbar bei schweren Nutzfahrzeugen wie Busse und sogar Bahnen. „In China fahren Züge schon mit dieser Technologie“, sagt Gabi Schock, umweltpolitische Sprecherin der SPD und Vorsitzende des Ausschusses für Stadtplanung. Nach dem Klimaschutz-, dem Park- und Mobilitätskonzept wird in der Sitzung am Dienstag, 19. November, (17 Uhr, im Rathaus, Raum C2) der neue Nahverkehrsplan thematisiert. Die Strecke von Kleve bis Düsseldorf ist veraltet und müsste ausgebaut werden. „Bei solch einer Strecke würde es Sinn machen, wenn Züge mit Wasserstoff angetrieben werden“, sagt Schock.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat die Regionenförderung HyLand ins Leben gerufen. Es ist Teil des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff und Brennstoffzellentechznologie (NIP) und soll dazu beitragen, Wasserstoff als Energieträger im Verkehrssektor durch die Nutzung regionaler Synergien wettbewerbsfähig zu machen. „Eine Chance auch für die hiesige Wirtschaft“, sagt Schock.

Bislang gibt es aber einen Haken bei diesem chemischen Element: Für seine Herstellung wird vergleichsweise viel Energie benötigt. Von der Energie, die zur Wasserstoffherstellung benötigt wird, bleibt im Motor im besten Falle 26 Prozent übrig. „Da wir davon ausgehen, dass erneuerbare Energien wie Windräder und Photovoltaik weiter ausgebaut werden, könnte die daraus erzeugte Energie sinnvoll dafür genutzt werden“, so Schock. SPD und CDU hatten deshalb jeweils einen eigenen Antrag an den Umweltausschuss gerichtet.

„Die Aufnahme in das Programm Regionenförderung HyLand ist bereits abgeschlossen, eine Bewerbung seitens der Stadt ergibt keinen Sinn mehr“, erklärt Stadtsprecher Timo Bauermeister. Die Verwaltung werde nun andere Programme prüfen und Kontakt zu möglichen Partnern wie SWK, Hochschule Niederrhein, Air Liquide und Curenta aufnehmen.

Angelika Horster vom Umweltverband BUND steht der neuen Technologie eher skeptisch gegenüber, vor allem wegen des hohen Energieverbrauchs bei der Produktion. Doch gleich ob Elektromotoren oder Wasserstoff, Ziel müsse es im Hinblick auf die Umwelt sein, „den Individualverkehr in Krefeld zu reduzieren“.