Neues Selbstbewusstsein bei der CDA

„Stachel der CDU“ fordert von Blondin und Oellers Einsatz für Krefelds Schwache. Vor allem Kinder und Senioren.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Unterschiedlicher könnte das Duo nicht sein. Elona Hubrach-Verhasselt und Salih Tahusoglu trennen 34 Jahre und am Anfang hat es auch ordentlich gerumpelt zwischen der Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Krefeld und ihrem neuen Stellvertreter. Wie das so ist, wenn die jungen Wilden mit vielen Ideen nach vorne drängen.

Gerade ein halbes Jahr ist das her. Heute wähnt sich das soziale Gewissen der CDU stärker denn je. Es fordert von den frisch gewählten Landtagsabgeordneten Britta Oellers und Marc Blondin, in der neuen Landesregierung um die Gelder zu kämpfen, die Rot—Grün in „Kein Kind zurücklassen“ gesteckt hat.

Jura-Student Tahusoglu (28) appelliert da ganz klar: „Blondin und Oellers sind in der CDA, selbst Ministerpräsident Laschet. Kinderlärm ist Zukunftsmusik und wir müssen dafür sorgen, dass kein einziges Kind auf der Strecke bleibt. Dafür wurde zuletzt viel Geld in unterschiedliche Präventionsprojekte gesteckt und genau das muss auch unsere CDU wollen.“

Dabei ist auch der CDA Krefeld klar, dass es kaum eine Fortführung des SPD-Programms geben wird. Auch wenn Schwarz-Gelb jetzt hat verlautbaren lassen, dass die laufenden und mit Finanzierungszusagen versehenen Projekte im Präventionssektor bis Ende 2018 sicher sind. „Man kann dann identische Ziele verfolgen und trotzdem andere Wege gehen. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, wir erwarten eine Weiterentwicklung der Ansätze und Strukturen, es darf nicht schlechter werden. Vor allem nicht in der Finanzierung,“

Krefelds CDA hat da vor allem die schwierige Sozialstruktur Krefelds im Blick. Jedes vierte Kind lebt in einem Hartz-IV-Haushalt, viele Eltern brauchen jede mögliche Unterstützung, um den Nachwuchs vernünftig fördern zu können. „Da müssen wir ansetzen“, sagt Tahusoglu, der wie Hubrach-Verhasselt für den Erhalt der letzten Hauptschulen eintritt.

Für Krefeld freilich zu spät, sie laufen aus. Der Akademisierungswahn habe das bewährte dreigliedrige Schulsystem aus den Angeln gehoben. „Erst haben wir die Bildung vereinheitlicht, dann begonnen, zwischen höheren und niedrigeren Abschlüssen zu unterscheiden und die individuellen Fähigkeiten der Jugendlichen aus den Augen zu verlieren. Und dann kommt in Zeiten von Facebook und Co. das Problem unserer Selbstdarstellungsgesellschaft hinzu. Jeder meint heute, er muss Abitur machen.“ Die Starken fordern, die Schwachen fördern, darauf sollen Blondin und Oellers in Düsseldorf pochen.

Und auf die Unterstützung einer professionellen Wirtschaftsförderung. „Nichts ist sozialer als die Schaffung von Arbeitsplätzen.“ Nicht ohne Grund habe man zuletzt als CDA innerhalb der CDU darum gerungen, sich für einen Wirtschaftskoordinator stark zu machen. „Durch ZDI sitzen in Krefeld Gewerkschaften und Industrie in einem Boot“, sagt Tahusoglu, der selbst IG Metall-Mitglied ist. Wo gibt es das schon? Das muss genutzt werden.“

Hubrach-Verhasselt und Tahusoglu verstehen die CDA Krefeld, in die mit mehreren jungen Mitgliedern frischer Wind gekommen ist, als „Stachel der CDU“. Auch als ständige Erinnerung an das Problem der Altersarmut. Die 62-jährige CDA-Chefin ist da vom Fach. „Es gibt so viele, die jeden Cent umdrehen müssen“ und macht auch prekäre Arbeitsverhältnisse verantwortlich. „Was soll ich wohl bei diesem Mindestlohn mal für eine Rente bekommen?“ Für Tahusoglu ist ein Schlüssel die Tarifautonomie. „Tarifflucht, Leiharbeit und Zeitarbeit sind ein großes Problem.“

Hubrach-Verhasselt ist stolz auf die neue CDA-Generation: „Ich bin sicher, wir werden noch einiges von ihr hören.“