Gastronomie Nord-Süd-Gefälle bei den Cafés

Der Besitzer des Wiener Cafés im Hansa-Centrum glaubt, dass in Krefeld mit zweierlei Maß gemessen wird.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Mohammed Omairat, 29-jähriger Konditor, der im Alter von sechs Jahren nach Deutschland kam, versteht die Welt nicht mehr: Der Betreiber des Wiener Cafés im Hansa-Centrum ist einer derjenigen, denen das Rauchverbot die Bilanz gründlich verhagelt hat.

Foto: Dirk Jochmann

400 bis 450 Euro an Einnahmen pro Tag sind im weggebrochen, weil die rauchenden Kunden nicht auf ihren Glimmstängel verzichten wollen und sich einen anderen Platz für Kaffee und Kippe gesucht haben. Omairat: „Vor dem strengen Rauchverbot war es hier von 8 bis 17 Uhr rappelvoll. Die Kunden haben gewartet, bis ein Stuhl frei wurde. Nach dem Rauchverbot blieben sogar die Stammgäste weg.“

Nun gehört Omairat nicht zu denen, die den Kopf in den Sand stecken. Er will seine rauchenden Gäste zurückgewinnen und im Außenbereich Plätze anbieten, die bei schlechtem Wetter nicht nur trocken, sondern auch windgeschützt sind. Das überstehende Dach des Centrums wäre dafür ideal. Nur zum Platz vor dem Centrum und zur Hansastraße hin fehlt ein Schutz.

Also spricht Omairat das Ordnungsamt an, will die Erlaubnis, zwischen den Stützsäulen eine Abtrennung anzubringen, um eine warme und geschützte Raucher-Mall zu schaffen. „Verboten“, ist die Antwort. Bei einem Außenbereich mit Stühlen und Tischen müssten drei von vier Seiten offen sein.

Drei von vier Seiten offen? Wer durch die Innenstadt bummelt, entdeckt auf der Markstraße das „Café-In“, das mit einem massiven Stahl-Konstrukt den kompletten Fußweg überzieht und für Fußgänger nur einen schmalen Schlauch offenlässt. Will eine Mutter mit Kinder und Kegel dem Qualmgeruch entgehen, muss sie schon auf die andere Straßenseite wechseln — seit Seidel weg ist, für Kinder auch nicht mehr attraktiv.

Das „Cafe del Mar“ in der Nähe der Königsburg kann sich fast komplett gegen Wind und Wetter verbarrikadieren und das „Gelato“ an der Ecke Ostwall Rheinstraße hat sich einen netten, kleinen Pavillon gebaut. Nett, aber irgendwie nicht so richtig offen zu drei Seiten. Bei den Cafés offenbart sich ein richtiges Nord-Süd-Gefällt, wobei hier der Süden die anscheinend die besseren Karten hat.

So, wie die das gemacht hätten, sei das auch nicht erlaubt, bekommt Omairat nach eigenen Angaben vom Ordnungsamt zu hören: „Dem werden wir nachgehen“, heißt es. Von Bußgeldern sei die Rede gewesen. Getan habe sich nichts, sagt Omairat.

Beim Ordnungsamt fühlt sich der 29-jährige Krefelder in der Dauerschleife. Mal sei seine Anfrage nicht bekannt, mal der Sachbearbeiter gerade nicht da. Auf Nachfrage teilte die Stadt der WZ gestern mit, dass das Ordnungsamt „keinen Vorgang habe.“ Omairat habe seinen Antrag offenbar nie amtlich gemacht. Er müsse einen Antrag auf Sondernutzung beim Tiefbauamt stellen.

Doch die Erlaubnis, Tische und Stühle vor dem Centrum aufzustellen, hat er bereits. Omairat zahlt dafür die üblichen Terrassengebühren (siehe nebenstehenden Kasten) an die Stadt.

Über das Wetter gestern konnte sich auch Omairat nicht beklagen: Die Raucher mussten sich keine Alternativen suchen. Aber wenn es wieder kühler und nass wird, ruft Omairat wieder beim Ordnungsamt an. Er möchte behandelt werden wie andere auch.