Orchideen: Die blühenden Schätze im Zoo stehlen den Tieren die Schau
Auf der Ausstellung im Krefelder Zoo werden Tipps und Tricks unter Händlern, Züchtern und Gleichgesinnten ausgetauscht.
Krefeld. Im Affenhaus duftet es ganz lieblich: Prächtige, exotische Orchideen verströmen ihren Duft. Auch im Vogelhaus oder in der Scheune sind sie zu bestaunen, denn im Zoo ist Orchideenschau. Alle zwei Jahre findet die Ausstellung statt, am vergangenen Wochenende blühten die bunten Schätze an der Grotenburg zum 16. Mal und stahlen den Tieren die Schau. Mit einer Ausnahme: Das Schimpansenbaby ist der Hit.
Überall vor den Gehegen oder auf einer Insel vor dem "ZUhause" der Gorillas stehen die faszinierenden Gewächse. Sie leuchten Blau und Violett, Lila und Gelb, mit roten Tupfen oder orangefarbenen Einsprengseln. Sie sind einfarbig oder tragen Ton in Ton, sie sind gerüscht oder gefältet; feine Blütenblättchen hängen hinab oder dicke Flügel streben ins Licht. Es ist eine Modenschau der Pflanzenwelt. Das Tropenhaus ist für die empfindlichen Gewächse zu feucht. "Außerdem wären unsere Orchideen für die freilaufenden Tiere dort ein Leckerbissen", erzählt Marlis Dahlschen von der DOG, der Deutschen Orchideen Gesellschaft, Sektion Grenzland.
Dahlschens Passion für die exotischen Pflanzen entstand durch eine Aufmerksamkeit ihres Mannes. Vor Jahren schenkte er ihr eine Orchidee, die einen Ehrenplatz auf der Fensterbank erhielt. Schon im folgenden Jahr blühte sie wieder. Dahlschen hat ein Händchen für die Rarität. Eine intensive Beschäftigung mit den Orchideen begann: Ihr Gedeihen ist eine Wissenschaft für sich. Man unterscheidet zwischen Hybriden und Naturformen.
Viele Orchideen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen und dürfen nicht mehr aus der Natur genommen werden. Bei der Weiterzucht von Naturformen braucht man mehr Zeit und Geduld: "So eine Pflanze blüht erst nach sieben Jahren", weiß Heiko Kuhlmann von der DOG. Bei der Orchideenschau im Zoo geht es nicht nur um das Betrachten: Tipps und Tricks werden unter Händlern, Züchtern und Gleichgesinnten ausgetauscht, man führt Fachgespräche. So geschieht es auch bei den regelmäßigen Treffen von "Grenzland".
Der "Arbeitskreis heimische Orchideen" bemüht sich um die Kartierung und den Erhalt der Arten, die hierzulande heimisch sind. Denn auch hier besteht das Problem schwindender Lebensräume. Feuchtgebiete werden trockengelegt, Wiesen überdüngt, und nicht jeden Landwirt interessiert die Existenz der verbliebenen Arten. Doch auch hier Positives: In aufgelassenen Steinbrüchen oder verlassenen Zechen siedeln sich wieder Orchideen an.