Kriminalität Polizei in Krefeld warnt: Immer mehr Fälle von „Money Muling“-Betrug
Krefeld · Immer mehr Menschen fallen auf eine Betrugsmasche organisierter Krimineller rein. Die Ermittler in Krefeld schlagen Alarm.
Angezogen durch die Aussicht auf einen lukrativen Nebenverdienst meldet sich ein Student aus Krefeld auf ein Jobangebot. Es geht um einen „Mini-Job mit Internetkenntnissen“. Er soll angeblich die Sicherheitsvorkehrungen beim Online-Banking testen – dann läuft alles ganz anders: Das neu eröffnete Bankkonto des 26-Jährigen wird missbraucht. Auf das Konto fließt Geld, dass Betrüger mit einem falschen Shop im Internet ergaunern.
Kunden kaufen im Internet ein, bekommen aber keine Ware
Kunden kaufen bei einem sogenannten Fake-Shop ein, bekommen aber keine Ware. Das Geld fließt auf das Konto des Studenten und wird dann von Kriminellen weitergeleitet, erklärt Heinz Siemes, Leiter des Krefelder Kommissariats für Wirtschaftskriminalität, Betrug und Cybercrime. „Money Muling“ wird das genannt, weil Betroffene wie in dem beschriebenen Fall als „Geldesel“ missbraucht werden. Dahinter stecken organisierte Kriminelle, erklärt Siemes weiter.
Bei einer großangelegten Aktion im Jahr 2018 kamen Ermittler in Deutschland, Litauen, Zypern und anderen Ländern einer Gruppierung auf die Schliche – die mit einer ähnlich fiesen Masche Waren im Wert von 18 Millionen Euro ergaunert haben soll. Dabei werden Waren im Internet bestellt, aber nie bezahlt.
Siemes nennt ein Beispiel aus Krefeld: Die Täter hatten eine Hausfrau angeworben, die für ihre Auftraggeber fleißig Pakete entgegennahm und weiterleitete. Das Problem: Es handelte sich wie bei dem Fall des Jahres 2018 um Produkte, die bei Online-Händlern bestellt, aber nicht bezahlt wurden. Das halten die Ermittler unter „Warenkreditbetrug“ in ihrer Statistik fest - jemand ordert etwas, bezahlt aber nicht. 2017 haben die Beamten in Krefeld noch 108 Fälle registriert, 2018 waren es schon 232.
Betroffenen drohen Strafen, wenn sie sich nicht melden
Perfide: Laut Angaben der Krefelder Polizei versuchen die Kriminellen vor allem jüngere Menschen zwischen 18 und 34 Jahren mit wenig Geld für ihre Machenschaften einzuspannen – wie Studenten oder Arbeitslose. „Sie suchen sich Leute, die gutgläubig sind“, sagt Siemes.
Wer merkt, dass mit seinem Konto verdächtige Transaktionen getätigt werden, sollte sofort die Bank und die Polizei informieren. Der Student aus Krefeld habe Verdacht geschöpft, als er sich nicht mehr ins Online-Konto einloggen konnte, erklärt Ermittler Siemes. Er habe genau richtig gehandelt und sich bei der Polizei gemeldet.
Bei einer Selbstanzeigewerde in der Regel von einem Bußgeld abgesehen. Wer aber leichtfertig handelt und erst über ein Ermittlungsverfahren ausfindig gemacht wird, dem drohen Geldstrafen oder sogar Haft.
Mit einer Strafe müsse die Hausfrau rechnen. Sie habe nicht nur „in zwei bis drei Tagen“ zahlreiche nicht bezahlte Waren weitergeschickt, sondern danach auch aktiv Geld für Kriminelle weitergeleitet und eine Provision erhalten. Bei den Kontobewegungen sei schließlich die Bank misstrauisch geworden und habe Alarm geschlagen.
Und wie kommen die Kriminellen an ihre Opfer? Die Täter werben laut Angaben des Ermittlers etwa bei Facebook oder per Mail und versprechen leicht verdientes Geld. Auch im Fall des Studenten habe schließlich die Bank die Transaktionen gestoppt – noch bevor es dem 26-Jährigen aufgefallen war. Doch bis dahin sei eine fünfstellige Summe erfasst worden, erklärt Siemes.