Mai-Kundgebung Ralf Köpke: „Manche Unternehmer sind nicht besser als Erdogan“

Ralf Köpke gibt zusammen mit Gewerkschaftsmitgliedern eine Vorschau auf die Kundgebung am 1. Mai.

Foto: Archiv Andreas Bischof

Krefeld. „Bei der Mai-Kundgebung am Montag im Stadtgarten wird es einige Neuerungen geben“, kündigt der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Ralf Köpke im Vorgespräch an. Im Anschluss an die Kundgebung geht es nahtlos mit dem Maifest weiter. Im Vergleich zu früheren Veranstaltungen soll dieses Mal kein Zugpferd auftreten, das — wie im vergangenen Jahr Verdi-Chef Frank Bsirske — die Geduld der Zuhörer mit einer einstündigen Rede strapaziert. Diesmal soll die DGB-Jugend zu Wort kommen: mit zehn Thesen für eine bessere Welt. „Im Nachwuchsbereich der Gewerkschaften gibt es endlich wieder leichte Zuwächse“, freut sich Köpke.

Von den Jugendvertretern ist zu erwarten, dass sie Tacheles reden. Sie arbeiten im Chemiepark, in Metallbetrieben und im öffentlichen Dienst und bringen von dort ihre Erfahrungen mit. IG Metall-Jugendsekretär Dominik Jekal verspricht kurze Statements statt langer Reden — von Frauen und Männern aus verschiedenen Kulturen. Man wolle ein Zeichen setzen für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung mit Themen wie Mitbestimmung als Eckpfeiler der Demokratie. Die Arbeit der Betriebsräte sieht er nicht als Einbahnstraße. Die sollten zwischen den Parteien zum Wohle aller vermitteln.

Verdi-Jugendsekretär Frowin Jaspers sind die 20 Prozent befristeten Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst ein Dorn im Auge. „Das darf nicht sein, der hat eine Vorbildfunktion“, sagt er. Was die jungen Leute im Detail alles planen, will Köpke nicht wissen. „Sie haben völlig freie Hand“, vertraut er ihnen. Die Kernthemen zum 1. Mai ständen aber fest. In Krefeld arbeiten rund 20 000 Menschen in unsicheren Jobs — knapp ein Viertel aller Beschäftigten. Fast jeder sechste Beschäftigte arbeitet im Niedriglohnbereich. Nahezu 7000 Vollzeitbeschäftigte haben zusätzlich einen Minijob und insgesamt 5000 Erwerbstätige in Krefeld müssen Leistungen des Jobcenters in Anspruch nehmen. Nicht hinnehmbar sei außerdem die wachsende Zahl der Leiharbeiter von derzeit 2800.

Sorgen bereitet Köpke, dass mehr als 29 000 Menschen in Krefeld von Sozialleistungen abhängig sind, wovon ein Viertel aller Krefelder Kinder und fast die Hälfte der Neugeborenen betroffen sind. Auch das sei ein Teil der Wahrheit in Deutschland. Den Kampf sagt der DGB-Kreisvorsitzende allen Unternehmern an, die sich weiterhin Tariflöhnen und der Mitbestimmung in den Betrieben verschließen. „Manche Unternehmer sind nicht besser als Erdogan, da hören die Gesetze am Werkstor auf“, ereifert sich Köpke.

Treffpunkt zum Demonstrationszug ist am Montag um 10.45 Uhr das DGB-Haus an der Virchowstraße. Der Abmarsch erfolgt um 11 Uhr vom Platz der Wiedervereinigung. Um 12 Uhr findet die Kundgebung im Stadtgarten statt.

Ab 13 Uhr beginnt das Maifest mit seinem internationalen Musik- und Kulturprogramm. Gewerkschaften, Initiativen, Parteien und Verbände informieren an 45 Ständen, begleitet von einem vielfältigen Angebot kulinarischer Delikatessen.