Rheinstraßen-Umbau: Nach 34 Jahren das Ziel vor Augen
Die Umgestaltung soll noch diesen Monat beginnen. Die Interessengemeinschaft kämpft schon seit 1977 für eine Attraktivierung.
Krefeld. Wenn Ende März die ersten Bagger rollen, kann Werner Vankann eine Flasche Sekt köpfen. 34 Jahre nach den ersten Briefen an Politik und Verwaltung und vier Oberbürgermeister später kommt er endlich — der Umbau der östlichen Rheinstraße. Vankann hat den Kampf als Sprecher der Interessengemeinschaft hautnah mitbekommen.
Auch heute, wo er sich schon lange aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen hat, wird er immer noch angesprochen, von den Nachbarn, den anderen Geschäftsleuten, der Verwaltung und den Politikern. So wird er auch wieder dabei sein, wenn die Verwaltung am Dienstag zu einer Anlieger-Information einlädt. Dort sollen die Pläne zur Umgestaltung des Abschnitts zwischen Ostwall und Dampfmühlenweg noch einmal erläutert werden.
Angefangen hat alles mit den Umbauarbeiten an Rheinstraße und Ostwall Mitte der 70er Jahre. Die Straße wurde im Bereich der Dionysiuskirche neu gestaltet, die Fußwege wurden verbreitert. An der Kreuzung Ostwall begannen die Arbeiten für den Fußgängertunnel. Die Geschäftsleute auf der östlichen Rheinstraße fühlten sich vom Rest des Geschäftszentrums abgeschnitten.
Im April 1977 schrieb Werner Vankann im Auftrag der „Interessengemeinschaft östliche Rheinstraße“ einen Brief an Oberbürgermeister Hansheinz Hauser, die Ratsfraktionen, die Verwaltung und den Planungsausschuss. Inhalt: „Antrag auf Ausweisung einer fußgängerfreundlichen Zone“.
Die Änderungswünsche bezogen sich auf eine optische Verbesserung der Beleuchtung und eine Begrünung der Straße und damit eine Angleichung an den westlichen Teil. Man sei bereit, an entsprechenden Planungen mitzuarbeiten, eine finanzielle Beteiligung sei „evtl. möglich“, hieß es in dem Brief.
Zur Begründung führte Vankann die trennende Wirkung der Untertunnelung des Ostwalls, den optischen Unterschied zum westlichen Teil der Straße sowie die Benachteiligung der Geschäftsleute durch Bauarbeiten für die Untertunnelung, Straßensperrung und Umleitung des Verkehrs.
Passiert ist außer ein bisschen Optik und ein paar Briefwechseln nichts. Zwar versuchten die Geschäftsleute um Vankann und Franziska Zöhren immer wieder, an ihre Forderungen zu erinnern, aber eine neue Dynamik erhielt das Thema erst 20 Jahre später, als zunächst der Ostwall und dann erneut die westliche Rheinstraße umgebaut wurden.
Diesmal sollte der Straßenabschnitt Richtung St. Dionysius endgültig zur Fußgängerzone werden. Das wollte die andere Seite nicht einfach so hinnehmen und forderte 1994, die östliche Rheinstraße sofort mit einzubeziehen. Zudem unterstützte man die Bestrebungen einiger Gegner des Fußgängertunnels, an der Kreuzung Rheinstraße/Ostwall wieder Ampeln aufzustellen für eine oberirdische Querungsmöglichkeit.
Die Fußgängerzonen-Idee stieß zunächst auf breite Zustimmung von Oberbürgermeister Dieter Pützhofen und den meisten Politikern. Doch eine Umsetzung sollte es auch diesmal nicht geben. Der damalige Baudezernent Klaus Lorenz erläuterte in einem Brief, warum.
Der Arbeitskreis „Rahmenplan Innenstadt“ arbeite an einem Verkehrsführungskonzept. Erst wenn dies vorliege, könne über eine Beruhigung der Rheinstraße nachgedacht werden. Zudem würden Parkplätze wegfallen. Dies solle man nicht in Angriff nehmen, bevor die neue Tiefgarage der Sparkasse fertig werde. Die Kosten für eine Umgestaltung entsprechend der anderen Seite bezifferte Lorenz damals mit rund 2,9 Millionen Mark.
Immerhin kamen aber die ebenerdigen Überwege über Rheinstraße und den Ostwall zurück. Sie wurden 1996 freigegeben.
Im Zuge der Umbaupläne für den Ostwall wurde 2007/8 auch erstmals konkret über eine geänderte Verkehrsführung gesprochen, die die Autos aus dem Stück Rheinstraße von Ostwall bis Dampfmühlenweg heraushalten soll. Nun soll diese Beruhigung endlich kommen. Werner Vankann hat den Sekt schon kalt gestellt.