Gelebter Umweltschutz Statt in Rhein und ins Meer kommt der Müll in den Sack
Krefeld · Beim „Rhine Cleanup“ waren auf Krefelder Gebiet am Samstag 250 Männer, Frauen und Kinder fleißig.
Es dauert keine halbe Stunde, dann sind die ersten beiden Säcke bis obenhin mit Müll gefüllt und in den Container befördert. Nicole Amir und ihre Tochter Liv (12) fanden Ölkanister, Flaschen und Spraydosen am Rheinufer. René entsorgt Glasflaschen, Plastiktüten und Einweg-Rasierapparate. Beim „Rhine Cleanup“ mit Startpunkt Hohenbudberg am Samstag wird nicht nur das Krefelder Ufer gründlich gesäubert, sondern auch die Mitmachermarke von 250 Teilnehmern geknackt.
„Unter den Müllsammlern sind auch rund 50 Kinder“, freut sich Organisatorin Darina Finsterer vom Umweltamt und Vorstandsmitglied von „Ärzte ohne Grenzen“ über die große Beteiligung. Alle werden mit weißen Westen, Handschuhen und Müllsäcken von den Sponsoren ausgerüstet; die Kinder dürfen ihre Westen behalten. Die 2000 Hundekottüten, die die Krefelder Entsorgungs- und Reinigungsgesellschaft GSAK für die mitgebrachten Bellos bereitgestellt hat, rufen gemeinschaftliches Schmunzeln hervor.
Bürgermeisterin Gisela Klaer begrüßt die umweltfreundlichen Menschen und sagt über die anstehende Arbeit: „Es ist ein kleines Stück Sauberkeit für Krefeld und hat Anteil an der ganzen Welt. Alles, was hier heruntergespült wird, kommt am Nordpol an.“ Henry (9) erklärt: „Ich sammle hier, weil ich es interessant finde, dabei zu sein und weil mir die Tiere im Rhein leidtun, die das Plastik fressen.“ Finsterer findet: „Die Tatsache, dass auch die Menschen täglich Plastik in Größe einer Scheckkarte aufnehmen, stimmt bedenklich.“
Neben vielen engagierten Privatleuten treffen sich ganze Gruppen bei herrlichem Sonnenschein an der Kirche St. Matthias: Ein Bio-Leistungskurs des Gymnasiums Horkesgath, von Greenpeace, von Guerilla Picking Uerdingen und auch eine Flüchtlingsgruppe. Halluk und Hassan gehören zu der zuletzt genannten Gruppe von zwölf Männern, Frauen und Kindern. Sie stammen aus der Türkei: „Wir leben hier, möchten ein Teil der Stadt sein und uns integrieren. Wir wollen Gutes für die Umwelt tun, die ganze Welt putzen“, erklären sie und lachen.
Und dann geht es los durchs taufeuchte Gras Richtung Rheindeich. Von dort laufen alle sofort voller Tatendrang los. Bald zeigen die weißen Westen, wo sich die Umweltschützer überall aufhalten. Teilnehmerin Jeanette Koch sagt: „Ich finde es wichtig, Zeichen zu setzen für den Klimaschutz und gegen Müllverschmutzung. Ich passe im täglichen Leben auf, nutze beim Einkauf kleine Netze fürs Obst und bringe einen Jutebeutel mit, um Plastiktüten zu vermeiden. Ich bin Biologin und es ist auch für mich privat ein wichtiges Thema. Gut, dass es diese Organisation hier gibt.“
Während einige Kinder die Steine am Ufer umdrehen, weil dort Unrat versteckt sein könnte, suchen die Erwachsenen zwischen Butterblumen, Knöterich und Grün. Es liegen viele Zigarettenkippen herum. Denis Lohrengel zeigt die Fundstücke in seinem Müllsack: „Styropor, ein Haushaltssieb, Tupperdosen, Einweg-Grillrost und -flaschen habe ich im Gebüsch entdeckt.“
Daniel Janßen und Florian Alkar angeln am großen Fluss. Sie blicken von ihren Schwimmern hoch: „Das ist eine Superaktion“, finden sie und beobachten die Sammler. Diese wandern immer weiter, nahe an Duisburger Gebiet heran.