Schullandheim: Buchungen nur noch unter Vorbehalt
Förderverein befürchtet, dass die Häuser verkauft werden sollen.
Krefeld. Zweimal schon schwebte das Damoklesschwert der Schließung über dem Krefelder Schullandheim Herongen — 1987 und 2001. Doch so ernst wie jetzt war die Lage noch nie. Günter Hawlik, Vorsitzender des Fördervereins: „Ich habe erfahren, dass Heimleiter Klaus Friedrich angewiesen worden ist, für das kommende Jahr keine Buchungen mehr entgegenzunehmen."
Allein durch eine Absage seien dem Dr.-Isidor-Hirschfelder-Schulandheim bereits Einnahmen von 20.000 Euro entgangen. Auf Anfrage der WZ teilte das Presseamt der Stadt mit, dass Buchungen für das Schuljahr 2015/2016 „nur unter Vorbehalt“ vorgenommen werden sollen — bis zu einer Entscheidung des Rates. Solange fehlen Heim und Schulen jede Planungssicherheit.
„Durch den Nothaushalt steht die Stadt mit dem Rücken zur Wand“, stellt Hawlik fest. Der frühere Leiter der Hauptschule Prinz-Ferdinand-Straße appelliert an Oberbürgermeister Gregor Kathstede als Kollegen, die Schließung "mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten" zu verhindern.
Die Verwaltung denkt offenbar an den Verkauf des Schullandheimes. Es war 1950 als erstes am Niederrhein in Betrieb genommen worden. Derzeit wird es mit jährlich rund 200.000 Euro bezuschusst. Der Förderverein selbst investierte in den vergangenen zehn Jahren 50.000 Euro in die Anlage mit drei Gästehäusern und 129 Betten. Fünf Tage Vollpension kosten 95 Euro. Damit ist die Einrichtung vergleichsweise günstig. „Die Chance, das Heim nur über eine Preiserhöhung zu erhalten, ist gering“, räumt der Fördervereinsvorsitzende ein. Erst gerade sei in Herongen ein neuer Hausmeister eingestellt worden. Hawlik: „Der würde bei einer Schließung arbeitslos." Ebenso wie neun weitere Mitarbeiter.
Um das Heim zu retten, will Hawlik Politiker und Bevölkerung mobil machen: „Wir brauchen dringend Unterstützung." Gerade in Zeiten zunehmender sozialer Kälte sei die in der Krefelder Bevölkerung tief verwurzelte Einrichtung besonders wertvoll. Fast jeder Krefelder hat dort Ruhe und Natur genossen. Pro Woche zählt das Heim seit 64 Jahren rund 100 Gäste — auch Hochzeiter und Vereine können sich übers Wochenende einmieten.
Einen Dringlichkeitsantrag hat die SPD-Fraktion am Donnerstag für die Sitzung des Schulausschusses am 17. September gestellt: Dann soll die Verwaltung Auskunft über die künftige Nutzung des Dr.-Isidor-Hirschfelder-Schullandheim geben.