Aleviten: Glaubensfragenfür 32 Schüler
Erstmals wird an zwei Krefelder Schulen alevitische Religionslehre unterrichtet. Eine Lehrerin pendelt.
Krefeld. Ein Willkommensgruß auf der Tafel ist zum Schuljahresbeginn nichts Ungewöhnliches, doch der zum alevitischen Religionsunterricht schon. Krefeld erlebte damit in dieser Woche eine Premiere: Am Dienstag gab es die erste Religionsstunde dieser Glaubensrichtung des Islams in der Gemeinschafts-Grundschule Girmesdyk und am Mittwoch die erste im Ricarda-Huch-Gymnasium für Schüler aus den weiterführenden Schulen Krefelds.
Vor der ersten Unterrichtsstunde im Ricarda-Huch-Gymnasium fand im Klassenzimmer eine kleine offizielle Feier statt. Bilal Demirtas, der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Krefeld, hob die Bedeutung dieses Ereignisses hervor: „Erstmalig in der Geschichte werden unsere Kinder an zwei Schulen in Krefeld in den Lehren und Glaubenspraktiken unterrichtet. Sie können sich mit den alevitischen Werten und Bräuchen auseinander setzen und diese zu einem Teil ihrer Identität werden lassen.“
Für die alevitischen Kinder und Jugendlichen fand eine religiöse Unterweisung bislang nur im Familienkreis statt. Nicht viel anders erging es auch der Lehrerin Filiz Mirzanli, die nun alevitische Religionslehre unterrichtet.
Die Grundschullehrerin für Deutsch und Gesellschaftslehre hat für ihr neues Unterrichtsfach einen einjährigen Zertifikatskurs abgeschlossen. Sie hat in den beiden Schulen derzeit 32 Schüler. Yilmaz Kahraman, Bildungsbeauftragter der Alevitischen Gemeinde Deutschlands, freut sich über das Interesse in den Familien und rechnet mit weiteren Schülern. „Wir haben 1490 Schüler in bundesweit 120 Gruppen. Pro Kurs müssen es mindestens zwölf Schüler sein. Es ist ein ordentliches Unterrichtsfach, dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht gleichgestellt.“
Schulleiterin Ulrike Höttges — selbst Lehrerin für evangelische Religion — hofft, den Jugendlichen von anderen Schulen in ihrem Haus eine kleine Heimat geben zu können. „Hier sollen sie die Grundlagen ihres Glaubens erfahren, erforschen und erleben. Es sind Schwester-Religionen, und es gibt viele Gemeinsamkeiten.“
Die kleine Zeremonie gestaltete der geistliche Rat, Dede Ali Aba Erez, auf Türkisch, drei Jugendliche zündeten je eine Kerze an, „das Licht des Propheten“, und gemeinsam wurde ein Gebet gesprochen. Noch ein großes Familienfoto samt Filmaufnahme von dem wichtigen Ereignis, dann konnte Filiz Mirzanli nahezu pünktlich mit ihrer ersten Religionsstunde beginnen.