Siempelkamp-Geschäftsführer schickt vor Streik subtile Mail

Mitarbeiter sollen am Donnerstag bei Siempelkamp die Arbeit niederlegen. Geschäftsführer irritiert mit dem Hinweis auf tariflose Gießereien in Süddeutschland.

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Vor der dritten Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie erreichen die Warnstreiks Krefeld nun mit Macht. Es könnte eine kurze Phase werden, denn die Vorzeichen in der Schlüsselbranche stehen - erstmals seit 2003 - auf unbefristeten Erzwingungsstreik, soweit liegen die Interessen von Arbeitgebern und Gewerkschaften auseinander. Am Donnerstag um 9.30 Uhr geht’s los mit dem ersten hiesigen Warnstreik. Ausgerechnet bei Siempelkamp, das 2017 die Ausbildung ausgesetzt hat und seit letztem Frühjahr dauerhaft mit Ausstieg aus der Tarifbindung kokettiert. Und im Geiste schon umgesetzt hat, so zumindest liest sich eine Mail, die die Geschäftsführung vor dem Streik an den Betriebsrat geschickt hat.

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Kurios: Die Mail kommt vom Handy, enthält keine Anrede, dafür sieben Ausrufezeichen in zwei Sätzen und einen Link zu einem Artikel einer Lokalzeitung im süddeutschen Heidenheim, wo die IG Metall derzeit versucht, 14 Betriebe für Warnstreiks zu mobilisieren. Drei Unternehmen, in denen es derzeit schlecht laufe, heißt es dort, würden vom Arbeitskampf ausgenommen. Einer der Siempelkamp-Geschäftsführer kommentiert das in seiner knappen, offenbar schnell reingehackten Mail so: „Das gilt ja ab jetzt für uns auch!!! Die Giesserein die sowieso kein Tarif zahlen!!!werden auch vom Streik offiziell ausgenommen!“

Noch allerdings wird die zuletzt gebeutelte Siempelkamp-Belegschaft nach Tarif bezahlt. Was besagter Geschäftsführer mit seiner Nachricht bezwecken will, ob sie als subtile Drohung verstanden werden soll oder als Versuch, die Warnstreiks zu manipulieren, ob der Betriebsrat versehentlich der falsche Adressat ist, dazu gab es von der Siempelkamp-Chefetage auf WZ-Anfrage wie immer bei kritischen Fragen keine Antwort.

Bei der IG Metall wird der Fahrplan für den Tarifkonflikt noch nicht ganz rausgerückt. Neben Siempelkamp wird es wohl bei den Presswerken Krefeld, bei THK und Siemens zu Arbeitsniederlegungen kommen. Gibt es auch nach der dritten Runde keine Einigung, rechnet Krefelds IG Metall-Chef Ralf Claessen Anfang Februar mit 24-Stunden-Streiks, die dann schnell in der Ur-Abstimmung münden können.

Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und die Option, die Arbeitszeit befristet für zwei Jahre auf 28 Wochenstunden senken zu können. Wichtig dabei ist die Differenzierung: Schichtarbeiter (750 Euro/Jahr), Eltern junger Kinder sowie pflegende Familienangehörige (200 Euro/Monat) sollen einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Für die Auszubildenden wird die bezahlte Freistellung vor Prüfungstagen gefordert. Die Branche beschäftigt 3,9 Millionen Menschen.

Die Arbeitgeber bezeichnen die Forderung als unrechtmäßig. Daraus entstünden Ungleichbehandlungen gegenüber denen, die jetzt schon ohne Ausgleich in Teilzeit arbeiten. Das Angebot der Arbeitgeber: Lohnzuwächse von zwei Prozent plus eine Einmalzahlung. Zudem sollen die Arbeitszeiten nach oben flexibilisiert werden.

Claessen betont, dass bisher weder der örtliche Arbeitgeberverband noch einzelne Geschäftsführungen Scharfmacher-Rhetorik an den Tag gelegt hätten. Ihre Argumente gegen die IG-Metallforderung findet er nicht stimmig. „Kaufkraftverstärkung und bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, das ist bezahlbar, das ist modern, das ist innovativ.“