Musik Tangostücke erklingen zum Jahreswechsel

Krefeld · Bereits zum dritten Mal war das Bremer Klarinetten-Quartett zu Gast. Das spielte sich in die Herzen der Zuhörer.

Bei der Silvesterserenade auf Burg Linn begeisterte das Bremer Klarinettenquartett, im Bild Allan Ware (USA).

Foto: Mark Mocnik

Eine der schönsten Gelegenheiten, das Jahr musikalisch ausklingen zu lassen, ist die Silvesterserenade auf Burg Linn. Wie beliebt das Konzert ist, zeigte sich bereits beim Vorverkauf. Schon nach einer knappen Viertelstunde waren alle Karten weg. Ein Grund war vielleicht auch das angekündigte Programm. Das Bremer Klarinettenquartett ist ein bekannter Gast und gestaltete die Serenade jetzt zum dritten Mal.

Seit 1988 gibt es das vierköpfige Ensemble, in dem heute noch drei Gründungsmitglieder spielen: Barbara Rößler, Christian Dawid, Martin Kratzsch – mit, seit 1993, Allan Ware. Wie bereits bei den vergangenen Konzerten zeigten sich die Musiker als perfekt eingespieltes Team und überraschten wieder mit einem unglaublich vielseitigen Repertoire. „Prä-Ludien und Un-Fugen – Mozart und Bach aus den Fugen“ hatten sie ihr Programm überschrieben, das aber den Bogen von der Barockmusik bis zur Moderne noch viel weiter spannte.

Ensemble beeindruckt auch
mit rhythmischem Sprechen

Neben der hohen musikalischen Qualität zeichnet sich das Ensemble auch durch ein darstellerisches Talent aus. So streuten die Künstler im Lauf des Abends immer wieder Passagen aus rhythmischem Sprechen ein. Gleich zum Auftakt trugen sie die so geartete Eigenkomposition „Prälulululudium“ vor, in der sie sich humorvoll über die Qualität vom Spiel auf der Klarinette auslassen. Selbige stellten sie dann mit einer Fuge von Bach glänzend unter Beweis.

Dass sie ohne Gesang auch Oper spielen können, zeigten die Musiker ganz ausgezeichnet beim nächsten Programmpunkt. „Opera piccola“ heißt eine Abfolge von Arien aus Mozart-Opern. Die Charakteristika von Leporellos Registerarie oder Cherubins Ständchen nahmen in dem facettenreichen Zusammenspiel der Vier lebendige Gestalt an. Etwas schräg und in den Höhen auch mal anstrengend für die Ohren waren die „Galgenlieder mit und ohne Worte“, die Franz Tischhauser nach Texten von Christian Morgenstern komponiert hat. Hier konnten die Musiker wieder ihr darstellerisches Talent unter Beweis stellen und zeigen, dass Klarinetten nicht immer nur Schönklang, sondern auch expressive Gestaltung vermitteln können.

Im zweiten Teil spielte sich das Quartett mit einer Folge von Tangostücken direkt in die Herzen des Publikums. Christian Dawid hat sie arrangiert und es ist inzwischen ein auch auf CD verewigter Klassiker im Repertoire des Ensembles. Neben dem Altmeister Astor Piazolla waren auch Stücke von Roberto Pansera und Anselmo Aieta zu hören. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Höhenlagen der Klarinetten (B-, Es- und Bass-Klarinette) spiegelten sich die leichte Melancholie und die tänzerische Rhythmik des Tangos perfekt wider.

Noch eine weitere Steigerung seiner Ausdrucksmöglichkeiten bot das Ensemble mit einer Abfolge von Stücken aus der „Jazz-Time“ von Hans Peter Graf. Von Ragtime und Blues über Rock ’n’ Roll und Spiritual bis hin zu einer Samba spielte das Quartett diese unterschiedlichen Stile mit virtuoser Leichtigkeit. „Toll!“ war denn auch der knappe und zutreffende Kommentar aus dem Publikum. Zum humorvollen Höhepunkt des Konzerts lieferten sich die Musiker mit der „Bulgarian Bat Bite“ von Mike Curtis einen vergnüglichen Wettstreit, bei dem Instrumente vertauscht wurden und ein Musiker auch schon mal wie im Boxkampf zu Boden ging. Die Grenze zum Albernen wurde dabei nie überschritten, sondern sorgte für einen sehr kurzweiligen Abend.

Mit einer musikalisch Zugabe schickte das Ensemble, das mit begeistertem Beifall gefeiert wurde, das Publikum in die Silvesternacht.