Sorge um Lehrstellenmarkt: Appelle an die Firmenchefs
Rein rechnerisch stehen 100 Bewerbern 74 Lehrstellen gegenüber. Das ist zu wenig, um alle zu versorgen.
Krefeld. Eins tun Ingo Zielonkowsky und Ralf Köpke gemeinsam: Der Leiter der Krefelder Arbeitsagentur und der Krefelder DGB-Vorsitzende appellieren auch zum Ende des Monats Juni weiter an die Betriebe in der Region, zusätzlich Lehrstellen anzubieten.
Denn im Gegensatz zum Arbeitsmarkt mit seinem anhaltend positivem Trend und weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen ist im Bereich der Ausbildung keine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr zu erkennen.
Von Oktober (Beginn des Berufsberatungsjahres) bis Donnerstag, 30. Juni, wurden der Arbeitsagentur 2504 Lehrstellen gemeldet. Dem stehen 3392 gemeldete Bewerber gegenüber — rein rechnerisch kommen auf 100 Bewerber 74 Ausbildungsplätze. „Es fehlen also noch viele Ausbildungsangebote, um allen Jugendlichen, die eine Lehre beginnen wollen, ein Angebot zu machen“, sagt Zielonkowsky.
Köpke nimmt „mit großer Skepsis“ aktuelle Meldungen zur Kenntnis, dass Unternehmen von einem akuten Mmangel an Auszubildenden betroffen seien.
„Nach erheblichen Einbußen in den letzten zwei Jahren — 2009 mit einem Minus von 13 und 2010 von sieben Prozent — muss das Angebot an betrieblichen Lehrstellen deutlich erhöht werden.
Im Bereich Krefeld beträgt das Verhältnis von Ausbildungsstellen zu Bewerberb 0,79:1. Um ein ausreichendes Angebot für die bewerber vorzuhalten, müsste das Verhältnis 1,2:1 betragen.“
Der DGB-Kreisvorsitzende sieht noch zwei weitere „Baustellen“ beim Lehrstellenangebot: „Nahezu in den Hintergrund getreten ist die Tatsache, dass sich aufgrund des Mangels an betrieblichen Ausbildungsstellen in der Region ein Trend verfestigt hat, bei dem Jugendliche sich für eine Zeitlang in die vollzeitschulischen Angebote der Berufskollegs ,geflüchtet’ haben.
Ebenso fatal ist aus Gewerkschaftssicht der immer noch hohe prozentuale Anteil mit 50 Prozent aller Bewerber die sogenannten Altbewerber, die schon länger als ein Jahr eine Lehrstelle suchen.“
Zielonkowsky wirft einen Blick in die Zukunft: „Ausbildung ist eine sehr gute Antwort auf den Fachkräftebedarf. Die Firmen sichern damit nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern ermöglichen jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben.“
Köpke: „Jede zusätzliche Ausbildungsstelle gibt einem jungen Menschen eine unendlich wichtige Perspektive und eine weitere Chance für unsere Region. Noch ist es Zeit, im Schlussspurt zu handeln“
Sowohl für Betriebe, die noch einen Ausbildungsplatz anbieten möchten, als auch für interessierte Bewerber gibt es eine Hotline bei der Arbeitsagentur: für Firmen die 01801/66 44 66, für Lehrstellensuchende 01801555 111 (3,9 Cent pro Minute aus dem festnetz der deutschen telekom; Mobilfunkpreise höchstens 42 Cent pro Minute).