St. Dionysius: Stadt hat ihr Wahrzeichen zurück

Nach der spektakulären Hub-Aktion ist die Innenstadt-Kirche wieder mit Kuppel und Spitze zu sehen.

Krefeld. Das Ereignis am Mittwoch wollte sich der Bockumer Michael Kern auf keinen Fall entgehen lassen: "Meine Frau hatte mir eigentlich aufgetragen, dass ich noch einige Dinge erledige", berichtet er. "Aber ich habe ihr sofort gesagt: Heute bekommt St. Dionysius, das Krefelder Wahrzeichen, seine Spitze zurück, da muss ich dabei sein."

Also schnappte er sich sein Fernglas und stand um acht Uhr morgens auf dem Vorplatz der Innenstadt-Kirche, um diesem "historischen Moment" beizuwohnen.

Doch beinahe hätte er umsonst gewartet. Denn der Wind spannte den Architekten Thomas Petermann und sein Team sowie die zahlreichen Zuschauer stundenlang auf die Folter. Mit bis zu zwölf Metern pro Sekunde fegte er über den Turm. "Damit der Hub der Kuppel gefahrlos möglich ist, darf er aber maximal eine Geschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde haben", erklärt Petermann.

Gegen halb drei ist es dann aber endlich so weit: Der Fahrer des 400 Tonnen schweren Teleskopkrans, an dessen Spitze ein Windmessgerät installiert ist, gibt grünes Licht. Die Kuppel, mittlerweile vor dem Eingang von St. Dionysius platziert, hebt langsam ab - und offenbart ihr hölzernes Innenleben. Die Spindeltreppe, die bis ganz nach oben in die Spitze reicht, ist bereits lose eingehängt und wird später oben im Fundament verankert.

Die Zuschauer halten kollektiv die Luft an, als die 11,2 Tonnen schwere Kuppel bis auf 55 Meter Höhe gezogen wird. Thomas Petermann wirkt extrem angespannt. "Jetzt darf einfach nichts mehr schief gehen", sagt er beschwörend.

Und so kann man beinahe einen ganzen Geröllhaufen von seinem Herzen fallen hören, als sich die Spannung der Trageschlaufe löst. Denn das ist das Zeichen, dass oben alles gut gelaufen ist und passt. Am Boden gibt es tosenden Applaus.

Während einige Handwerker die Kuppel auf dem Ringbalken des Turms fixieren, bereiten andere die Spitze (8,2 Tonnen) für ihre Reise in luftige Höhen vor. Sie ist fast fertig mit den restaurierten Zierelementen bestückt, nur zwei Hunde fehlen noch. Auch das Kreuz wurde ihr bereits am Boden aufgesetzt.

Das Hochziehen läuft ohne Probleme, nach wenigen Minuten ist die Spitze oben angekommen. Gegen fünf Uhr ist "Zeit für die Vermählung", wie Petermann es formuliert. "Spitze und Kuppel werden auf ewig miteinander verbunden."

Um fast 23 Meter ist St.Dionysius jetzt gewachsen. Und da bleibt selbst dem Profi fast die Luft weg. "Es ist einfach der Wahnsinn", sagt er. "Ich bin absolut sprachlos.