Stadtbad: Planer an der kurzen Leine
Politiker wollen die weiteren Aktivitäten von Architekt Bellinger eng begleiten. Der will so schnell wie möglichbauen.
Krefeld. Im Büro von Jochem Bellinger in Rheurdt herrscht große Freude. Der Architekt hatte aus der Zeitung erfahren, dass er den Zuschlag für das Stadtbad Neusser Straße erhalten hat. „Ich freue mich“, sagte er gestern im Gespräch mit der WZ. Er möchte nach anderthalb Jahren, wenn die Option ausläuft, mit dem Umbau beginnen, „vielleicht auch schon früher“, sagt er.
Zunächst aber wird jetzt die Option vertraglich festgezurrt, die dem Architekten anderthalb Jahre einräumt, um seinen Plan von Europa-Basar baureif zu machen. „Es wird jetzt zahlreiche Abstimmungen mit den Fachbehörden über Denkmalpflege, Brandschutz, Statik sowie Ent- und Versorgung geben“, beschreibt er die Aufgaben, die nun vor ihm liegen.
Große Enttäuschung hingegen bei der Krefelder Arbeitsgemeinschaft Schwittmann/Lucas/Elfes. Ihr Wellness-Konzept hatte in der Ratssitzung keine Mehrheit gefunden. „Wir sind der Meinung, dass eine Entwicklungschance für die südliche Innenstadt mit hoher Anziehungskraft über Krefeld hinaus ausgelassen wird.“ Man respektiere die Entscheidung und hoffe, dass das Stadtbad „wenigstens in der inneren und äußeren Grundstruktur erhalten“ bleibe.
Die Politik war gestern gespalten in ihren Reaktionen. Von vielen Seiten war zu hören, dass man die weiteren Schritte von Bellinger sehr eng begleiten wolle. Zu tief sitzen noch die schlechten Erfahrungen mit gescheiterten Anläufen zur Rettung des Stadtbads.
FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann spricht von einer „Option an der kurzen Leine“ und fordert, dass für die anderthalb Jahre konkrete Teilziele mit dem Architekten vereinbart werden. Von deren Erreichen soll dann die Fortsetzung der Option abhängig gemacht werden. Die Politik müsse laufend über den Fortgang informiert werden. Heitmann: Wir sind hochzufrieden, dass die Entscheidung getroffen ist, sehen dies aber nicht als Blankoscheck für Bellinger.“
Auch Ulrich Hahnen (SPD) fordert, dass das Verfahren sehr eng von der Politik begleitet werden muss, „damit wir nicht in anderthalb Jahren mit leeren Händen dastehen.“ Er ist enttäuscht, dass man der Krefelder Arbeitsgemeisnchaft nicht die Chance eingeräumt hat, noch einen Investor zu präsentieren. Das Konzept habe wegen der Nähe zum Schwimmen und dem weitergehenden Denkmalschutz für ihn die Nase vorn gehabt. Aber jetzt müsse man die Entscheidung respektieren.
Für Wilfrid Fabel (CDU) ist die Entscheidung gur für die Rettung des Stadtbades, aber auch für die Innenstadtentwicklung.
„Höchst bedauerlich“ findet Stefani Mälzer (Grüne) die Entscheidung: „Wir entfernen uns meilenweit von der ursprünglichen Nutzung.“ Wichtig sei, dass es für die weitere Planung eien kritische Begleitung durch die Stadt gibt. „Aus unserer Sicht muss die Bebauung erheblich abgespeckt werden.
Zudem müssen Denkmalschutz und das Thema Wasser stärker berücksichtigt werden.“ Und man müsse sehen, welche Auswirkungen die Pläne auf die Umgebung haben: „Wir wollen ja schließlich etwas für das gesamte Viertel tun,“ sagt Mälzer.