WZ-Mobil Bürger vs. 380-kv-Leitung: "Wir geben nicht auf"

Amprion hat immer noch kein Gutachten zur umstrittenen Stromleitung im Westen vorgelegt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Es ist verdächtig ruhig geworden. Seit August warten wir auf die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung“, sagt Claudia Rukover. Kurz hinter dem Gartenbauverein Tackheide ragen die 2013 aufgestellten Strommasten wie nackte Giganten in die Höhe. Im gleichen Jahr hat die Stadt angeregt von besorgten Bürgern erfolgreich gegen das Projekt von Netzbetreiber Amprion geklagt. Seit August muss das Unternehmen die von Rukover angesprochene Prüfung nachreichen. „Die ursprüngliche Kostenrechnung von Amprion gilt jetzt nicht mehr“, sagt Rukover, die sich auch im Bürgerverein Tackheide engagiert.

Seit bekannt ist, dass die Höchstspannungsleitung entlang der Wohngebiete Tackheide, Benrad und Gatherhof verläuft, hat sich der Bürgerverein massiv gegen die oberirdische Führung der Höchstspannungsleitung gewehrt.

Kein Wunder: Rukover hat beispielsweise zusammen mit ihrem Mann 2007 ein Haus gekauft, an dem die geplante Trasse in nur elf Meter Entfernung vorbeilaufen würde. „Damals wussten wir nicht, dass eine 380-kv-Leitung kommen würde“, sagt sie. Falls die Freileitung realisiert würde, müsse das Ehepaar „sich ernsthafte Gedanken machen“ und verweist auf Studien aus England.

„Die zeigen, dass Kinder die in der Nähe von solchen Leitungen aufwachsen, gefährdet sind, an Leukämie zu erkranken. Das Haus zu verkaufen, würde einen herben finanziellen Verlust bedeuten. „Da kriegen wir weder eine gute Miete oder den Kaufpreis zurück. Wer zieht den freiwillig in eine Immobilie, die Krankheiten weckt?“

Marck Ruyter engagiert sich ebenfalls im Bürgerverein und gibt sich kämpferisch. „Wenn die Leitung tatsächlich kommen würde, würden wir weiter klagen“, sagt er. Er hat 2014 eine Immobilie erworben und habe erschrocken den Aufbau der Stahlgiganten beobachtet. „Amprion ist hier als großes Unternehmen aufgetreten und der Kleinbürger wird für doof gehalten.“

Auch wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung zugunsten des Netzbetreibers ausfalle, sei das kein Grund aufzugeben. „Die Prüfung ist von Amprion in Auftrag gegeben worden und daher nicht neutral“, ist Ruyters Überzeugungen. Und: „Die kriegen uns nicht klein. Man darf sich schließlich nicht alles gefallen lassen.“

„So lange ich meine Beete noch beackern kann, werde ich meinen Garten behalten“, sagt Harry Lehmann. Der 83-Jährige habe 37 Jahre lang in der Nähe von Hochspannungsleitungen gearbeitet. Das habe bei ihm keine gesundheitlichen Schäden hinterlassen. Trotzdem könne er die Sorgen der benachbarten Kleingärtner und Anwohner nachvollziehen. Für sie wären mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch 380-kv-Leitungen noch „Neuland“.

Wenig Vertrauen haben die Bürger in die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung. Bei der Vorlage der Umweltverträglichkeitsprüfung komme es jetzt darauf an, „wie weit die Bezirksregierung wieder die Augen zudrückt“, meint Manfred Ebbers: „Dat is ne absolute Witz“, meint er zum Vorgehen von Amprion: „Die hätten mit den Masten doch in die Prärie springen können.“

Der Meinung sind viele Anwohner. Wenn die Kabel schon nicht in die Erde gelegt werden könnten, müssten die Masten eben weiter von der Bebauung entfernt aufgestellt werden. Werner Lennackers, Vorsitzender des Bürgervereins Tackheide, strahlt eine gewisse Gelassenheit aus: „Die Genehmigung ist noch nach den alten Richtlinien erteilt worden.“ Dass die neuen Richtlinien auch für die Tackheide gelten müssen, darüber sind sich alle Bürger am WZ-Bus einig. Sie fragen sich allerdings auch, warum sich der Prozess so in die Länge zieht. Gehen Amprion etwa die Argumente aus? „Vielleicht fällt der Mast bis dahin schon von selbst um,“ meint ein Kleingärtner.

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