Ein Leben mit Sattel und Pedale

Die Familie Ehrke/Eckert kommt ohne Auto aus — und fährt stattdessen Fahrrad.

Foto: Andreas Bischof

Fischeln. Als erfahrener Radler mag er Rückenwind nicht besonders gern — denn er weiß: „Auf dem Rückweg wird der zu Gegenwind.“ Daher bevorzugt er Windstille; außerdem Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad, so dass er beim Radeln weder friert noch schwitzt.

Aber obwohl Christian Eckert ein Lieblingswetter hat, fährt er bei fast jeder Witterung mit dem Fahrrad: „Außer bei Schnee und Eis.“ Rund 250 Kilometer sind es in der Woche, denn er wohnt in Krefeld und arbeitet in Duisburg — gut 50 Kilometer hin und zurück.

Der 47-Jährige hat kein Auto und will kein Auto: „Andere versuchen, das Zweitauto überflüssig zu machen. Wir haben das Erstauto überflüssig gemacht.“

„Wir“ — das sind er und seine Frau Sibylle Ehrke. Auch die 39-Jährige kann Autos nicht leiden: „Ich fühl’ mich davon eingeschränkt, schon wegen der Parkplatzsuche.“ Und so ist sie ebenfalls ständig mit dem Rad unterwegs, rund 100 Kilometer fährt sie in der Woche.

Aber auch wenn die Eheleute Verbrennungsmotoren ablehnen — Elektromotoren, die sie beim Treten unterstützen, nutzen sie gern: Beide haben neben ihren herkömmlichen Fahrrädern auch Pedelecs. Die verwenden sie vor allem auf langen Strecken und für schwere Lasten. Christian Eckert etwa fährt mit seinem Pedelec zur Arbeit: „Auf dem Hinweg mit hoher und auf dem Rückweg mit niedriger Motorunterstützung. So komm’ ich morgens nicht ins Schwitzen und tu’ abends was für meine Fitness.“

Sibylle Ehrke hingegen legt einen Teil des Wegs zu ihrer Arbeitsstelle in Meerbusch mit der K-Bahn zurück, den Rest des Wegs fährt sie mit ihrem herkömmlichen Fahrrad. Ihr Pedelec nutzt sie vor allem, um es für Besorgungen aller Art vor einen Lastenanhänger zu spannen. Um die Zahl dieser Transportfahrten zu begrenzen, bekommt die vierköpfige Familie ihre wöchentliche Lebensmittelgrundausstattung allerdings von einem Supermarkt angeliefert.

Für die beiden Töchter Gunda und Karolin gibt es ebenfalls spezielle Anhänger — einen Einer und einen Zweier. Und in die hat die Familie viel Geld investiert; Christian Eckert: „Das ist allerhöchste Qualität — mit Überrollkäfig, Crashtest geprüft.“ Die Fünf- und die Vierjährige fahren gerne in diesen Anhängern mit, werden allerdings nach einer Stunde „zappelig“, wie der Vater zu berichten weiß.

Das könnte daran liegen, dass Karolin und Gunda mittlerweile lieber selber fahren, als sich ziehen zu lassen: „Weil man da treten darf“, sagt Gunda. Um dann mit bestechender Kinderlogik zu erklären, warum sie die seltenen Autofahrten in ihrem bisherigen Leben auch „schön“ fand: „Weil man da nicht treten muss.“