Fischelner Jugendzentrum: "Kinder sind meine Auftraggeber"

Jürgen Weiland leitet seit 30 Jahren die Einrichtung an der Kölner Straße.

Fischelner Jugendzentrum: "Kinder sind meine Auftraggeber"
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Auf Sofas abhängen und mit Smartphones surfen und chatten ist bei Teenagern sehr beliebt. Im Jugendzentrum Fischeln sitzen sie daher häufig mehr oder weniger schweigend zusammen und interagieren vor allem mit tippenden und wischenden Fingern. Der jugendliche Fachausdruck für diese und artverwandte Freizeitbeschäftigungen lautet „Chillen“. Jürgen Weiland lässt sie gewähren: „Die brauchen halt ihre Ruhephasen. Das ist okay.“

Weiland ist seit 1984 hauptamtlicher Leiter des Jugendzentrums Fischeln. Und als solcher hat er im Laufe dreier Dekaden viele Veränderungen im Verhalten der Jugendlichen beobachtet. Chillen etwa sei ein neues Phänomen: „Vielleicht, weil ihr Leben ansonsten so durchgeplant ist — Schule, Sportverein, Musikschule. Das wird jedenfalls seit rund zwei Jahren immer beliebter. “

Besäufnisse und Schlägereien hingegen seien viel seltener geworden, betont der 54-jährige Freizeitpädagoge: „Die Jugendlichen sind vernünftiger und nicht mehr so aggressiv. In den 90ern hatten wir noch mehr Probleme mit Alkohol und Gewalt.“

Beides — Alkohol und Gewalt — ist im Jugendzentrum natürlich verboten. Erlaubt, wenn auch reglementiert, sind dafür Kuscheln und Knutschen: „Ab einem gewissen Alter erwacht da halt das Interesse, kein Problem. Aber sich zu zweit ins Fernsehzimmer zurückziehen und die Tür zumachen, das geht nicht.“

Das sei im Übrigen schon deshalb höchst verdächtig, weil die Jugendlichen den Fernseher so gut wie nie einschalten würden — der sei im Gegensatz zu den Smartphones nämlich nicht besonders beliebt.

Aber auch die Smartphones verlieren, trotz ihrer ständigen Präsenz, zumindest zwischenzeitlich ihren Reiz. Weiland: „Irgendwann sagen die Jugendlichen meist von selbst, ’Mir ist langweilig, lass’ ma’ was anderes machen.’“

Und „was anderes“ kann im Jugendzentrum Fischeln vielerlei bedeuten — Tanzen, Kicken, Kochen, Malen oder Basteln.

Weiland selbst hat als ehemaliger Modelltischler eine gewisse Affinität zum Basteln. Die eigentlichen Entscheidungen über die jeweiligen Aktivitäten überlässt er aber meist den Kindern und Jugendlichen: „Ich bin hier und warte ab, wer kommt. Dann frage ich sie, was sie machen wollen.“

Und genau dieser Aspekt sei es, der ihm an seiner Arbeit mit am bestem gefalle: „Die Kinder und Jugendlichen sind meine Auftraggeber.“ Und deren Aufträge seien häufig spannend, weil originell — eine Einschätzung, die Weiland mit folgendem Beispiel illustriert: „Heute wollen wir ein Hochhaus mit Pferdestall bauen.“

Auch sein Sohn und seine Tochter konnten sich für derartige Aktivitäten begeistern — jedenfalls solange sie jünger waren: „Als Kinder waren sie ständig dabei. Aber irgendwann, so mit zwölf oder dreizehn Jahren, hat dann ein Abnabelungsprozess stattgefunden. Vielleicht auch deshalb, weil ich mit ihnen strenger war als mit den anderen. Das hat jedenfalls meine Frau immer behauptet.“

Seine 23-jährige Tochter sei dem Jugendzentrum Fischeln mittlerweile aber wieder verbunden — allerdings auf professioneller Ebene: „Sie studiert Soziale Arbeit und ist hier als Honorarkraft tätig.“