Neue Nachbarn können in die Wohnung gucken
Anwohner halten Neubau mit Staffelgeschoss an der Erkelenzer Straße für eine Bausünde.
Krefeld. Die Fenster des Neubaus, der an der Erkelenzer Straße entsteht, sind bodentief. Die Sommertage werden die künftigen Bewohner auf der grünen Wiese vorm Haus verbringen können. Klingt gut. „Ist aber eine Zumutung“, finden Rita Rasquin und Helga Hurtmann. Denn der Bau entsteht nur wenige Meter entfernt von ihrer Wohnung.
Das neue dreigeschossige Haus mit Staffelgeschoss wird nicht nur das, in dem Rasquin und Hurtmann wohnen, deutlich überragen. Die neuen Nachbarn werden ihnen auch direkt durchs Fenster in die Wohnung gucken können. Hurtmann und Rasquin sprechen deshalb von einer Fehlplanung. Sie können zwar verstehen, dass die Stadt Baulücken schließen will. „Aber wie kann man das als Baulücke bezeichnen“, fragt Rasquin. „Die Vorgärten der Prominenz sind schließlich auch keine Baulücken.“ Traurig mache sie außerdem, dass für den Neubau Bäume gefällt, bisher aber kaum welche nachgepflanzt wurden. Sie fürchtet jetzt, dass auch eine Rotbuche in der Nähe des Neubaus der Säge zum Opfer fallen könnte. Denn die werde den künftigen Nachbarn sicher das Sonnenlicht nehmen.
Rasquin und Hurtmann bemängeln außerdem die lange Dauer der Bauarbeiten. „Der Durchgang zwischen den Häusern ist derzeit versperrt und viel zu schmal, da kommt kein Krankenwagen durch“, ist ihr Eindruck. Außerdem hätten Menschen mit Rollatoren Probleme zur Hauptstraße zu gelangen, weil das Pflaster beschädigt sei.
Die Verwaltung sieht keinen Handlungsbedarf. Zwar existiere für das Gelände kein gültiger Bebauungsplan. Der Flächennutzungsplan weise die Fläche jedoch als Wohngebiet aus, der Vorbescheid sei Mitte 2008 die Baugenehmigung nach Baugesetzbuch am 17. Dezember 2009 erteilt worden. „Höhe und Abstand zu der umliegenden Bebauung wurden überprüft und genehmigt“, erklärt Dirk Senger, Pressesprecher der Stadt. Die Entfernung zwischen den Gebäuden sei ausreichend — auch wenn der subjektive Eindruck der Anwohner ein anderer sei.
Rasquin und Hurtmann reicht dies als Antwort nicht aus. Auf ihrer Seite haben sie auch Reiner Schütt vom Bürgerverein, der allerdings nur für sich persönlich sprechen kann: „Ich war sehr verwundert, als ich gehört habe, dass das Projekt kommen soll“, sagt er. „Das ist eigentlich grenzwertig. Vor allem wenn man sieht, dass den alten Anwohnern die schöne grüne Wiese genommen wird und sie künftig Vorhänge anbringen müssen.“
Zumindest was die Feuerwehrzufahrt angeht, will die Verwaltung das Gelände aber noch einmal unter die Lupe nehmen. „Mängel sind der Berufsfeuerwehr Krefeld bislang nicht bekannt. Diese wird das Areal aber zeitnah überprüfen“, sagt Senger.