Open-Air-Kino: Tanz unter freiem Himmel

Im Innenhof der Fabrik Heeder wurde der Film Dunja gezeigt. Am Wochenende war die letzte Vorstellung im Open-Air-Kino.

Krefeld. Das Leben ein Tanz. Für Dunja, die junge Frau in Kairo, in dieser lauten, brodelnden, staubigen Stadt. Das Leben eine Liebe. Für Dunja und die Menschen. Denn so recht eigentlich erklärt dieser Film die Facetten der Liebe. Dunja liebt den Tanz, und das wird in wundervollen Bildern gezeigt: Sie dreht sich auf einem Rund, umgeben von Säulen, und man assoziiert die Trance der Derwische. Dunja liebt auch den Bauchtanz, den ihre verstorbene Mutter meisterlich beherrschte.

Doch mit dieser Liebe gefährdet sie ihren Ruf: Der sehr sinnliche Bauchtanz ist in ihrem ehrenwerten Haus nicht gesellschaftsfähig. Dann gibt es noch die Liebe ihres Tanzlehrers zu seinem Fach, die Liebe ihrer Tante zum Beruf - sie ist sehr emanzipiert, Taxichauffeurin. Der Verehrer liebt Dunja: Als sie ihn heiratet, muss sie die üppigen Haare hochstecken und am liebsten würde er ihr das Tanzen verbieten.

Die Oma liebt die Enkelin und lässt sie aus Liebe beschneiden. Der Professor liebt die arabische Poesie und Scheherazades Erzählungen. Und am Ende lieben sich Dunja und der Professor. All das erzählt der Film von Jocelyn Saab in einzelnen Erzählsträngen, die sich immer stärker in einander verwinden.

Dunja sucht nach ihrer Mitte. Im Tanz, der auch ein mütterliches Erbe ist, in der Familie, in den Studien zwischen sehr konservativen männlichen Studenten. Die Bilder dieses Films sind von großem Ausdruck und bleiben dem Zuschauer lange vor dem inneren Auge. Zum Beispiel das schneeweiße Hochzeitskleid, das wie ein Schöpfung des japanischen Issey Miyake ist, aber aus Papier geschnitten wurde. In seine Falten schreibt Dunja ihren Abschiedsbrief.

Die Musik dieses ägyptisch-libanesisch-französischen Films ist orientalisch zauberhaft, die Schauspieler beherrschen ihr Fach, die Hauptdarstellerin ist von bezaubernder Schönheit.

Schade nur, dass man das kehlige und wohl sehr poetische Arabisch nicht versteht, die Untertitel waren ein magerer Ersatz.

Erotik spielt eine große Rolle und geistige Freiheit; kein Wunder, dass die Zensur in Ägypten diesen Film gerne verboten hätte. Glück für die, die den lauen Sommerabend im Innenhof der Fabrik Heeder verbracht haben eine halbe Stunde später fing es an zu regnen. Die Filmreihe des Kultursommers ging am Samstag mit "Populärmusik aus Vittula" zu Ende.