Am Flöthbach fühlt sich der Eisvogel zu Hause

Die Renaturierung des Gewässers schreitet voran. Zahlreiche Tiere- und Pflanzenarten haben sich im Hülser Bruch angesiedelt.

Hüls. Er schimmert, je nach dem wie die Sonne steht, blau bis türkisfarben, genehmigt sich am liebsten Fische oder Insekten zum Mittagessen und hat am Flöthbach ein neues Zuhause gefunden: Der Eisvogel. Er nistet wieder am Flöthbach und steht damit sinnbildlich für die erfolgreiche Renaturierung des Gewässers. Schließlich hat sich der Vogel genau dort niedergelassen, wo die Stadt ihm 2010 eine neue Heimat geschaffen hat: In Pappelstümpfen südlich des Steeger Dyks im Hülser Bruch.

Auf dem 350 Meter langen Teilstück des Bachlaufs hatte die Stadt damals 3000 Kubikmeter Erde ausgehoben, um die Sohle auf fünf bis sechs Meter zu verbreitern. Gleichzeitig wurde die Böschung abgeflacht und ein kleiner Teich mit rund 400 Kubikmetern Fassungsvermögen geschaffen, damit sich der Flöthbach bei Überschwemmungen ausdehnen kann. Auch eine Flutmulde, die im April am Plankerdyk, also etwas weiter südlich, angelegt wurde, ist mittlerweile zum Zuhause vieler Tiere und Pflanzen geworden.

„Verschiedene Wasservögel haben die 1,50 Meter tiefe Mulde am Plankerdyk bereits entdeckt. Hier haben sich auch schon der drei- und der achtstachlige Stichling angesiedelt, weitere Fischarten wie der Wildkarpfen werden folgen“, freut sich Landschaftspfleger Theo Malschützky. Ziel der Maßnahme sei es gewesen, dem Bach mehr Raum zu geben. „Wir wollen hier ständig Wasser haben, in das sich Tiere zurückziehen können, wenn der restliche Bach im Sommer eventuell austrocknet“, sagt Heino Thies, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Grünflächen.

Theo Malschützky, Landschaftspfleger

Dass der Eisvogel an den Flöthbach zurückgekehrt ist, kommt für die Verantwortlichen nicht unerwartet. Der Vogel, der Höhlen liebt, kann in den Wurzeln der Pappeln — die Stadt hatte sie gefällt, nachdem sie abgestorben waren — ungestört brüten. Auch Wasserfeder, Sumpfdotterblume, Seggen und Schilfe sollen bald für neuen Lebensraum sorgen.

Malschützky hat zudem die Sumpf-Wolfsmilch am Flöthbach angesiedelt. „Diese krautige Pflanze gibt es nur noch ganz selten. Der Botanische Garten hat Stecklinge gezogen, die wir am Flöthbach und auch im Latumer Bruch gepflanzt haben.“ Da die Pflanze feuchten Boden überaus liebt, soll sie nun an den neuen Standorten gedeihen.

Zur Renaturierung des sogenannten sommertrockenen Niederungsbachs hat die Stadt in den vergangenen Jahren umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Nach einem in 2003 erstellten Gutachten waren große Teile des Baches naturfern. So hatte der Reichsarbeitsdienst den Bach in den 1930er-Jahren zu großen Teilen begradigt, um ihn für die Landwirtschaft nutzbar zu machen — zum Nachteil für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Ursprünglich floss der Bach in Rohren sogar unter der ehemaligen Mülldeponie Kapuzinerberg hindurch.

Noch ist die Renaturierung nicht abgeschlossen: Zwar war die im April ausgeführte Maßnahme gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie die vorerst letzte südlich des Steeger Dyks. In rund zwei Jahren sollen aber eine Uferabflachung südlich des Boomdyks und später dann ein weiterer Eingriff im Bereich Orbroicher Bruch folgen. Red.