Inrath: Plattenbauten sind bald „platt“
Der Bagger frisst sich derzeit durch die Siedlung am Kanesdyk, wo seit den 70er Jahren schwierige Familien untergebracht wurden.
Inrath. Abbruchbagger und Bauschutt-Sieber geben am Kanesdyk derzeit den Ton an. Bis zum Jahresende werden die aus dem Anfang der 70er Jahre stammenden Plattenbauten dem Erdboden gleich gemacht.
Es handelt sich um die Wohnstätten-Häuser, in denen die Stadt bis Anfang dieses Jahres sozial schwierige Familien untergebracht hatte. Damals hieß die Straße noch Birkschendyk.
Die Wohnstätte ist dabei, ihr Versprechen zur Aufwertung dieses Quartiers am Inrath umzusetzen. Thomas Siegert, Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmens, will noch während des Häuserabrisses auf die Suche nach einem Bauträger für etliche höherwertige Einfamilienhäuser gehen: "Wir sind gerade dabei, mit der Stadt einen Bebauungsplan zu entwickeln und die Frage des Lärmschutzes zu klären".
Es handelt sich um eine Fläche von 12500 Quadratmetern. Die Grundstücksgrößen und die Zahl der Häuser seien noch nicht festgelegt. Weil die zweckgebunden gewährten Darlehen nunmehr vollständig getilgt sind, hat die Wohnungsbauförderungsanstalt des Landes dem Abriss der nicht wirklich ansehnlichen Plattenbauten zugestimmt.
Die andere Seite des Kanesdyks wird bestimmt von 17 Häusern, die in den 90er Jahren in Folge der Perestroika für die in Scharen gekommenen Spätaussiedler und Übersiedler aus Russland und Polen hingestellt wurden. Danach wirkte das Quartier in seiner bunten Zusammensetzung wie ein Ghetto.
Mit offenem Feuer vor der Tür, Grillpartys mit Großfamilien und gelegentlichem Zoff. Die Polizei musste häufig eingreifen, um Streit zu schlichten. Auch hier gibt es in absehbarer Zeit Veränderungen.
Da das Sozialamt die meisten ehemaligen Aussiedler auf dem freien Wohnungsmarkt oder am Siemesdyk untergebracht hat - die Wohnstätte schätzt die verbliebenen Mieter auf rund 20 Prozent - hat auch diese Zweckbindung ein absehbares Ende.
Thomas Siegert: "Wir sind im Gespräch, wann die Mietverträge aufgelöst werden." Stehen dann auch diese Häuser leer, will die Wohnstätte Geld für eine Instandsetzung in die Hand nehmen - nicht nur für neue Farbe und Tapeten.
"Wir wollen eine vernünftige Wärmedämmung, eine andere Raumaufteilung mit größeren Wohnzimmern und eingefriedeten Gärten", kündigt Siegert an. Das Land, das diese Häuser damals kräftig gefördert hatte, muss der Nutzungsänderung (Vermietung auf freiem Wohnungsmarkt) zustimmen. Nach dem früheren "D-Zug" wird damit ein weiterer Brennpunkt am Inrath verschwinden.