Pralles Leben entlang der Straße von Köln nach Nijmegen
Beim Rundgang durch Hüls lernen die Teilnehmer viel über die Historie des Stadtteils. Alt und Neu harmonieren hier prächtig, und der ehrenamtliche Einsatz zahlt sich aus.
Hüls. Das alte Hüls ist ein malerisches Stück Geschichte, das einen Sonntagsausflug allemal lohnt. Vor allem, wenn Karl Heußen vom Heimatverein in Anekdoten die wechselhafte Historie vor den gut 60 Teilnehmern des Rundgangs wieder auferstehen lässt. Und diese kamen keineswegs nur aus dem Stadtteil.
Start war am historischen Marktbrunnen auf dem gepflasterten Marktplatz mit seiner Silhouette aus Fachwerkhäusern. Samstags findet hier der beliebte Wochenmarkt statt.
Mitten im alten Ortskern steht mit dem Hotel zur Rose (heute Restaurant Santa Lucia) das älteste Haus aus dem Jahr 1588. In der Nähe befindet sich das zweitälteste Gebäude, in dem der Schultheis lebte, der Verwalter des Ortes mit damals 600 Einwohnern. „Diese verdienten ihren Unterhält mit Landwirtschaft und Schnapsbrennerei“, weiß Ex-Hauptschullehrer Heußen zu berichten.
Dass Alt und Neu sich durchaus vertragen, erleben die Teilnehmer an dem Haus von Café Schoenen, das sich mit seinem modernen Äußeren harmonisch in die Häuserzeile einordnet, die vor dem alten Rathaus endet. Dies war früher ein Hotel und dient heute der Bezirksverwaltung.
Ein Stück weiter steht das nach dem Brand stilvoll renovierte Haus Wahlen kurz vor der Wiederöffnung. Solche Gasthäuser gab es im Mittelalter viele entlang der historischen Straße, die von Köln durch Krefeld bis nach Nijmegen führte. Noch heute lässt sich ahnen, wie die Reisenden auf dem Kopfsteinpflaster der Konventstraße in einer Kutsche durchgeschüttelt wurden.
Vorbei geht es an Fachwerkhäusern wie dem katholischen Pfarrhaus und der früheren Rektoratsschule bis zur Burgruine.
In kriegerischen Auseinandersetzungen wurde die erstmals im Jahr 1144 erwähnte Hülser Burg mehrfach verwüstet. „Noch vor zwölf Jahren war hier ein Schutthaufen“, berichtet Heußen.
Dann entschlossen sich der Hülser Sportverein und der Heimatverein, das überwucherte Mauerwerk zu restaurieren. In 30 000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurden der Burgturm, ein Teil des Herrenhauses, Gemäuer und Wassergraben wiederhergestellt. Im Trauzimmer des Turms geben sich im stilvollen Ambiente 30 Paare im Jahr das Jawort. Das Burgfest und andere Feiern sind beliebte Veranstaltungen.
Geradezu idyllisch gelegen ist die Klausur, ein 1398 entstandener Gebäudekomplex aus Kloster, Kapelle, Wasch- und Brauhaus. Einen Blick in den bewohnten Hinterhof sollte man sich nicht entgehen lassen. Ums Eck steht das neugotische Wahrzeichen von Hüls — St. Cyriakus. Die Kirche mit der zweitgrößten Orgel im Bistum Aachen fällt durch verschieden gestaltete Fenster auf, die einen Querschnitt durch die Baugeschichte zeigen. Der Rundgang endet im Heimatmuseum mit einem Blick in die Ausstellung und in die Konventkirche, die gerade renoviert wird.