Jaqueline Pehl kann nicht aus der Spur

Die WZ begleitet eine Straßenbahn-Fahrerin nach Elfrath.

Krefeld. Es hupt kurz, die Taste mit einem grünen "H" drauf leuchtet auf. "Das bedeutet, dass jemand den Halteknopf gedrückt hat", erklärt Jaqueline Pehl und hält am Cinemaxx.

Heute ist sie mit der Linie 42 nach Elfrath unterwegs. Seit 18 Jahren ist sie Straßenbahn-Fahrerin in Krefeld. In dieser Zeit hat sie schon einige Geschichten erlebt: "Da könnte ich Bücher drüber schreiben", sagt sie. Aber es seien vor allem die kleinen, menschlichen Begegnungen, an die sie sich gern erinnert.

An einem heißen Tag im Sommer kam einmal eine Frau angerannt. Pehl wartete, weil sie dachte, die Frau wolle mitfahren: "Aber sie war nur gekommen, um mir einen kühlenden Eistee vorbei zu bringen!"

Man lerne außerdem mit der Zeit, die Leute einzuschätzen: "Früher habe ich mich oft gewundert, wer so alles ohne Fahrschein fährt." Inzwischen hat sie nicht nur dafür einen Blick bekommen, sie kennt auch viele der regelmäßigen Fahrgäste: "Manche sieht man groß werden."

Natürlich gibt es auch solche Fahrgäste, die sich beschweren. "Als die Umleitung wegen der Baustelle am Ostwall noch ganz neu war, kam das schon öfter mal vor", erzählt die 44-Jährige. Inzwischen habe sich jedoch alles weitgehend normalisiert. Auf der Fahrt nach Elfrath beschwert oder wundert sich an diesem Tag niemand über den Umweg auf der Philadelphiastraße.

An der Kreuzung zur Uerdinger Straße muss Jaqueline Pehl besonders vorsichtig fahren: Ein Baustellenfahrzeug blockiert die rechte Spur, und so drängeln sich die Autos vor die Straßenbahn auf die Spur daneben: "Hier sind einige Autofahrer doch noch verunsichert und achten dann nicht so auf die Straßenbahn."

Dabei kann die Bahn nicht ausweichen: Nur die Geschwindigkeit steuert die Fahrerin über einen Hebel. Lenken kann sie nicht, die Schienen geben die Richtung nun einmal haarklein vor. "Daran denken Autofahrer oft nicht", weiß Pehl. Ein Lastwagen fuhr ihr so einmal gegen den Spiegel, der aber nur umklappte.

In der Stadt muss sich Pehl konzentrieren, falls Kinder auf die Straße laufen und weil die Bahn mitten im Verkehr fährt. Das letzte Streckenstück ist dagegen entspannt: "Hier schaue ich nur, ob etwas auf die Gleise geworfen wurde", sagt Pehl, als sie von der Uerdinger Straße in die Spur einbiegt, die eigens für die Straßenbahn gemacht ist. Manchmal muss sie auch aussteigen und Enten von den Gleisen holen.

An den Übergängen für Fußgänger und Radfahrer blinkt ein weißes Licht: Es signalisiert, dass alles funktioniert. Über eine Induktionsschleife werden dann die Übergänge gesperrt, so dass die Straßenbahn durchfahren kann.

Nach einer halben Stunde ist die Linie 42 an ihrer Endhaltestelle angekommen. Jaqueline Pehl verschließt den Fahrerraum, schaltet alles aus und geht innen ans andere Ende der Bahn. Nur kurz steigt sie aus, um vor der Abfahrt den nahen Bahnübergang freizugeben. Dann geht es auch schon wieder zurück.