BI Theaterplatz-Vorsitzende Brigitte Theveßen: „Ich mache nichts aus dem Bauch heraus“
Brigitte Theveßen engagiert sich seit einem Jahr in der Bürgerinitiative Theaterplatz. Die Anwohnerin will eine vernünftige Lösung.
Krefeld. Sie ist energisch, zupackend und eine Frau der offenen Worte. Eigenschaften, die Brigitte Theveßen als Frontfrau der Bürgerinitiative Theaterplatz auch braucht.
Die 48 Jahre alte Krankenschwester, die am heutigen Berufskolleg Vera Beckers ihre Fachoberschulreife erlangt hat, gründete mit elf Gleichgesinnten vor fast genau einem Jahr die Initiative und hat seither viel bewegt. „Wir sind bewusst ein relativ kleiner Kreis, ein harter Kern.“
Derzeit pendelt Brigitte Theveßen zwischen Essen und Krefeld. Sie absolviert dort seit 2009 eine Fortbildung zur Pflegedienstleiterin und wird diese im kommenden Jahr abschließen. Die geborene Lindentalerin hat zwei Töchter und eine Enkelin und wohnt in der Innenstadt.
Vor rund zehn Jahren ist sie aus Grefrath-Oedt zurück in ihre Heimatstadt gezogen. „Ich war richtig erschrocken. Ich empfand die Stadt als kalt und schmutzig mit einigen schönen Ecken.“ Vor allem den Theaterplatz aber auch den Neumarkt und den Bahnhofsplatz empfand sie als heruntergekommen und abstoßend.
Vor fünf Jahren hat sie ihr Herz für den Theaterplatz gefunden. Die dortige Drogenszene wurde ihr zum Anliegen. „Ich habe viele Gespräche mit Anwohnern geführt, mit Theaterbesuchern und natürlich auch mit den Abhängigen selbst.“ Diese seien kranke Menschen, die Hilfe bräuchten, keine Gewaltverbrecher. „Die sind ja nicht auf dem Theaterplatz geboren. Wir haben ein Problem, das es immer geben wird.“
Ihr Anliegen sei es nicht, den Junkies auf dem Theaterplatz „ein gemütliches Nest zu bauen“. Aber: „Wir können diese Menschen ja nicht durch die ganze Stadt jagen.“ Über Jahre hinweg hat Brigitte Theveßen die Szene beobachtet, hat die zahlenmäßige Entwicklung festgehalten und errechnet, dass rund 20.000 Liter Urin jährlich auf dem Platz hinterlassen werden.
„Ich bin politisch nirgendwohin ausgerichtet“, betont sie mit Nachdruck. Als Politiker ihres Vertrauens sieht sie interessanterweise den FDP-Chef Joachim C. Heitmann und den Grünen Karl-Heinz Renner.
Kein gutes Haar lässt sie an der Verwaltung: „Die agieren, ohne nachzudenken.“ Bei ihr wäre das anders. Ihre Initiative versuche, vernünftige Vorschläge im Interesse aller Beteiligten auf den Tisch zu legen. Theveßen: „Ich mache nichts aus dem Bauch heraus.“
Sie wisse, dass der Umgang mit dieser Thematik dem berühmten „Drahtseilakt“ gleichkomme. „Deshalb machen wir vernünftige Vorschläge, die auch die Szene auf dem Platz mit einbezieht und gleichzeitig die anderen Bürger auf und um den Platz schützen soll.“
Ohne die Initiative, ohne die blonde Frau, die Natur und Reisen als Hobbies liebt, wäre die Diskussion nicht vorangekommen. Auch wenn sie die neue Toilette als „Partyklo“ sieht, ohne sie und ihre Mitstreiter wäre auch das nicht passiert. Brigitte Theveßen sieht sich selbst als sozialen, aber realistischen Typ.
Sie sei hilfsbereit, logisch und fair. Wenn sie mit ihrem Labrador „Buffy“ Gassi geht, wünscht sie sich manchmal, dass der meckernde Krefelder den Aufstand probt. „Auf der Couch liegen und moppern, das reicht eben nicht.“