Uerdingen Das steckt hinter der Verwirrung um die Herber(t)z-Häuser

Uerdingen · Ein Plakat am Baugerüst hat für kritische Nachfragen gesorgt. Der Blick in die Historie bietet eine Auflösung.

Eingepackt wie ein Kunstprojekt:  Auf dem Sanierungs-Hinweis in der Mitte ist zu lesen, dass die Fassade der „Herberzhäuser“ bearbeitet wird.

Foto: Sebastian Paschold

Auch der Autor dieser Zeilen muss sich entschuldigen. Für die Verwirrung um drei der bekanntesten Häuser im Zentrum Uerdingens. Die Frage ist: Werden die Herber(t)z-Häuser nun mit „t“ oder ohne geschrieben? Zwei der historischen Gebäude sind von einer Plane bedeckt worden, wirken fast wie Werke des berühmten Verhüllungskünstlers  Christo, der neben dem Reichstag in Berlin auch mal die Innenräume und Parkwege von Haus Lange verpackte (1971). In Uerdingen ist eingepackt worden, weil saniert wird.

Bei den letzten Artikeln zum Thema wurde sich an alten Berichten, der Schreibung, die auch in Mitteilungen der Stadt oder im Ablaufplan der Bezirksvertretung zu sehen war, orientiert. Offenbar ist die „tz“-Frage aber eine, die zuletzt auch durch den historischen Kern Uerdingens geisterte. Ein Banner an der ehemaligen Bücherei macht nicht nur auf die Fassadensanierung und die Finanzierung mit Denkmalmitteln des Landes aufmerksam (laut Angaben der Verwaltung insgesamt 800 000 Euro für die beiden städtischen Gebäude am Marktplatz 1 und 5  und an der Alten Krefelder Straße 2, die Hälfte komme vom Land ). Das Plakat hat laut Bezirksvorsteher Jürgen Hengst auch für Gesprächsbedarf gesorgt.

In der jüngsten Bezirksvertretung berichtete er, dass es kritische Stimmen gegeben habe: Die Herber(t)z-Häuser würden doch mit „tz“ geschrieben. Das ließ auch dem Bezirksvorsteher offenbar keine Ruhe. Das Ergebnis: Nach Rücksprache mit Denkmalbehörde und Uerdinger Heimatbund sei eindeutig, dass das prägende Ensemble am Marktplatz auf Familienangehörige zurückgeht, die ohne „t“ geschrieben werden — also sei Herberz richtig.

„Eva Brües schreibt in ihrer Publikation „Die Denkmäler des Rheinlandes“ (Düsseldorf 1967) zu den Gebäuden Am Marktplatz „Herberz“ als Familiennamen der Bauherren. Das Gebäude an der Oberstraße 32 beschreibt sie als Stammsitz der Familie „Herbertz“. Ob es sich dabei um zwei Familien oder nur um zwei Schreibweisen handele erläutere die Autorin nicht, teilt Stadtsprecher Dirk Senger dazu mit.

Laut Heimatbund-Recherche wurde aus Herbertz Herberz

Noch genauer und offenbar mit immensem Forscher-Geist sind Rosemarie und Dieter Rehbein der Frage nachgegangen. Das Autoren-Paar des Uerdinger Heimatbundes hatte sich zuletzt für die Uerdinger Rundschau Nr. 17 (Juni 2019) mit den Häusern der Familie auf zahlreichen Seiten auseinandergesetzt. Die wissenschaftlich geführten Quellenangaben alleine beanspruchen knapp drei Seiten. Beschrieben werden unter anderem die umfangreichen Aktivitäten der Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie Herbertz. Familienmitglieder  handelten demnach in der Rheinstadt mit Kaffee und Kolonialwaren, betrieben eine Zuckeraffinerie oder waren Bürgermeister. Johann Heinrich Herbertz und seine Ehefrau Anna Catharina Elisabeth „begründen im Jahre 1719 durch ihre Heirat die „jüngere“ Linie der Familie Herbertz, — die zu späterer Zeit den Buchstaben t aus ihrem Namen entfernen wird“, heißt es auf Seite 37 der Rundschau. Mehr als 100 Jahre später wird den Ausführungen nach ein Angehöriger dieser „jüngeren Linie“ — Balthasar Napoleon Herberz — im Jahr 1828 ein Haus am Markt und Nebengebäude kaufen, um für sich und seine beiden minderjährigen Brüder „drei stattliche“ Häuser zu errichten. Nach Plänen des Düsseldorfer Baumeisters Adolph von Vagedes sei schließlich das Ensemble „im klassizistischen Stil“ an der Stirnseite des Marktplatzes entstanden. Es sei „rechtzeitig“ zur Hochzeit des Auftraggebers 1832 „bezugsfertig“ gewesen. Heiraten ist übrigens aktuell im Uerdinger Rathaus nicht möglich (siehe Kasten).