Jurypunkte für fliegende Röcke
Musik, die ins Ohr und in die Beine geht: Beim ersten Boogie-Woogie-Turnier in Krefeld zeigten 15 Paare, dass das Lebensgefühl der 50er Jahre auch heute noch wach ist.
Krefeld. "A bop bop a loom op a lop bap boom": Das ist ein Rhythmus der nicht nur sofort ins Ohr geht, sondern vor allem in die Beine. Sobald die groovigen Blues Beats einsetzen, können die Tänzer und Tänzerinnen nicht mehr still stehen. Zu dieser Musik muss man sich einfach bewegen. Sie geht sozusagen direkt vom Herz ins Blut.
Die schnellen Drehungen um die eigene Achse wirbeln die bunten, gepunkteten Petticoats hoch. 50er-Jahre-Flair kommt beim ersten Boogie-Woogie-Breitensportturnier in Krefeld in der Sporthalle des Berufkollegs Uerdingen auf. "Die Swingmusik ist doch nie tot", bringt es Samuel Cassier vom Rock’n’Roll Club Number One auf den Punkt. Das Turnier ist vor allem ein Treff für Gleichgesinnte, die ihre Leidenschaft für fetzige Jazz-Beats, Petticoats und Buntfaltenhosen wieder entdeckt haben und dies zelebrieren wollen.
Für den sportlichen Wettbewerb haben sich 15 Paare verschiedener Vereine angemeldet. Sie kommen aus Krefeld, aber auch aus Duisburg, Düren oder Köln. Mit von der Partie ist ein Tanzpaar aus dem hohen Norden, die aus Hamburg angereist sind, um den Wertungsrichtern zu zeigen, was sie drauf haben.
Die beäugen zwar kritisch jeden einzelnen Schritt und jede Drehung, doch weder die Anfänger noch die fortgeschrittenen Tänzer müssen sich verstecken. Was hier aufs Parkett gelegt wird, kann sich sehen lassen. Sogar die Seniorenklasse wirbelt taktvoll und vor allem mit viel Spaß über die Tanzfläche und zeigt, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehört.
Der Bebop weckt die Lebensgeister, ob nun im Synchron- oder im Wechselschritt. Die geübten Tanzpaare swingen mit schnelleren Schritt-Kombinationen zu den Rhythmen von Kay Starr, Roger Cicero oder Louis Prima, zeigen Hüftschwünge, Sprünge und kokettieren dabei lässig mit den Wertungsrichtern.
Für sie ist der Tanz auch ein augenzwinkernder Flirt mit dem Partner, ein gemeinsames Schäkern im musikalischen Sinne, bei dem die Zuschauer am Rande mitgerissen werden. Sie klatschen im Takt zu der unterhaltsamen Boogie-Woogie-Show, die man hier leichtfüßig und scheinbar ohne jede Anstrengung präsentiert. Das dazu viel Übung und jede Menge Training dazu gehört, um so eine harmonische Darbietung hinzulegen, wissen wohl nur die leidenschaftlichen Tänzer selbst. Am Ende des Abends hielten trotzdem alle Paare eine Urkunde in der Hand. Sie durften ungezwungen und ohne Wertungspunkte bei der anschließenden Boogie-Party zeigen, dass das Lebensgefühl der 50er Jahre auch noch im Jahre 2007 ansteckend sein kann.