Krefeld ist auf dem Weg zur Bach-Hauptstadt 2010

Im kommenden Kirchenjahr gibt es in Schutzengelkirche und Pax Christi anstelle von gesprochenen Predigten eine Kantate von Johann Sebastian Bach.

Oppum. Jeden zweiten Sonntag wird es im kommenden Kirchenjahr in Oppum anstelle einer gesprochenen Predigt eine Kantate von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) geben. Da das Kirchenjahr mit der Adventszeit beginnt, werden schon in diesem Jahr die ersten Gottesdienste mit einer musikalischen Predigt abgehalten.

"So einen Zyklus gibt es sonst nicht in NRW", sagt Christoph Scholz, Kantor in Oppum und Initiator des Bach-Marathons in den drei Gemeinden Pax Christi, Hl. Schutzengel und St. Karl Borromäus. Es ist ein alter Wunsch von ihm, den er schon seit dem großen Bach-Jahr 2000 hegte. Doch damals war es noch zu früh, dieses Projekt anzugehen.

Vier Chöre mit rund 120 Sängern, eine Reihe von Instrumentalisten und Gesangssolisten werden in den kommenden zwölf Monaten die geistliche Musik des Thomaskantors aus Leipzig zum Klingen bringen.

Im 18. Jahrhundert gehörte ein solches musikalisches Mammutprogramm zum Kirchenjahr dazu: Als musikalische Predigt erklang jeden Sonntag eine Kantate und während des Abendmahls sang ebenfalls ein Chor. Auf diese Weise musste Johann Sebastian Bach ein umfangreiches Kantaten-Werk komponieren.

Respekt vor dieser Fülle an Kirchenmusik zollte schon Ludwig van Beethoven, der meinte, dass Bach eigentlich "Meer" heißen müsste. Rund 200 Bach-Kantaten blieben erhalten, viele gingen verloren - auch die Tradition ihrer Aufführungen. Mit der Zeit der Aufklärung begann sich die Musikkultur zu ändern und im 19. Jahrhundert reduzierte man die Kirchenmusik stark auf Konzerte fernab der Gottesdienste.

"Zurück zu den Wurzeln" bedeutet da "Bach 2010 Kantatenzyklus Krefeld-Oppum". Auf den musikalisch-theologische Zeitreisen während der 25 Gottesdienste erhalten die Besucher Erläuterungen, denn die Sprache und die Theologie des 18. Jahrhunderts brauchen heutzutage Verständnishilfen. Weniger ist es da ein Problem, dass die Texte der Bach-Kantaten ursprünglich für den protestantischen Gottesdienst geschrieben wurden.

Große Anstrengungen haben die Pfarrgemeinden unternommen, die Summe von 56000 Euro für das Projekt zusammenzubekommen. Es fehlt zwar noch ein kleinerer Betrag, doch "Bach 2010" ist schon gesichert. Die Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld, das Kulturbüro der Stadt Krefeld, der Landesmusikrat, die Sparda-Bank und viele kleine Firmen sowie Privatleute haben sich als Sponsoren beteiligt - große Konzerne und der Mittelstand hielten sich dagegen zurück.

Krefeld ist auf dem Weg, die heimliche Bach-Hauptstadt Nordrhein-Westfalens zu werden. Man rechnet mit Besuchern aus einem weiteren Umkreis, Plakate werden auch in den Nachbarstädten geklebt werden.