Uerdingen: Die „heißen Bienen“ sind ausgeflogen
Ein Bordell im Wohnviertel empört Nachbarn. Doch die „tabulose“ Nadine ist spurlos verschwunden.
Krefeld. Wer im Haus Traarer Straße 62 bei Schmidt klingelt, hofft vergeblich auf die "Reife Sie, 100% tabulos, 9-13 Uhr, Traarer Str. 62, bei Schmidt". Auch keine Spur von "Nadine: knabenhaft, tabulos, 9-18 Uhr". Die "heißen Bienen" sind offenbar ausgeflogen.
Das schmalbrüstige Haus in der schmucklosen Straße in Uerdingen hat wohl - wie in vielen anderen, etwa der Seiden-, der Saum-, der Flora-, der Dießemer- oder der Alten Linner Straße - Wohnungsprostitution beherbergt. Das scheint vorbei zu sein.
Denn auch die dazugehörige Telefonnummer ergibt nur noch den Hinweis auf die Mailbox. Dennoch hat "Frau Schmidt" zwischen 18. Februar und 4. März drei Anzeigen mit dem oben zitierten Text in einem lokalen Anzeigenblatt aufgegeben. In der letzten Annonce mit dem Zusatz: "Kollegin gesucht". Offenbar war eine Expansion des Geschäftsbetriebes angedacht. Jetzt wohl nicht mehr.
In der Nachbarschaft von Haus Nummer 62 gibt man sich zugeknöpft, weiß von nichts oder hat nur was gehört von den lustvollen Geschäften nebenan. Die Verkäuferin der Bäckerei nebenan hat "nichts gesehen, nichts gehört". Und herumlungernde Männer vor der Tür habe sie auch nicht gesehen.
Ein anderer Geschäftsmann will sich nicht äußern, weil er "Angst vor kaputten Schaufenstern" hat. Ein Kollege von ihm kennt die ganze Aufregung "nur vom Hörensagen". Auswirkungen auf seinen Umsatz habe das vermutliche Wohnungsbordell erkennbar keine gehabt. Er habe aber Sorgen, dass aus dem Straßenzug "ein Rotlichtviertel wird".
Klar ist: Die Straße gehört nicht zu einem Sperrbezirk, und eine Gefährdung von Kindern ist an dem Haus nicht zu erkennen. Das kleine, zweistöckige Gebäude mit der gelben Klinkerfassade hat oben drei, unten zwei Fenster. Herunter gelassene Jalousien versperren jeglichen Einblick. Einige Kakteen in Töpfen verlangen dringlich nach Wasser. Von oben grüßen Porzellanfiguren die Besucher.
Der Eigentümer des Hauses ist nicht zu sprechen, seine Mutter erklärt sehr bestimmt: "Alle Sachen liegen beim Anwalt. Mehr sage ich nicht". Tut sie aber dann doch: "Das stimmt alles nicht, was man so hört. Das Haus wird renoviert, zurzeit legen wir dort Laminat. Der letzte Mieter hat das Haus zugemüllt."
Da unter der Adresse keiner gemeldet sei, wohne dort auch niemand. Es finde keine Prostitution statt. Eine spätere Nachfrage, ob sie Frau Schmidt kenne oder zumindest deren Zeitungsanzeigen, ist nicht möglich. Es geht keiner mehr ans Telefon.
Für die Polizei ist die Traarer Straße 62 bisher kein Thema. Dem Kriminalkommissariat 12, umgangssprachlich die "Sitte", sei bisher nichts gemeldet worden, so Präsidiumssprecher Dietmar Greger. Die Stadt sei aktiv, betont deren Sprecherin Angelika Peters. Das Bauordnungsamt habe den Nutzern vor Ort den weiteren Geschäftsbetrieb untersagt, da keine Nutzungsgenehmigung vorliege. Dieser Bescheid erfolge in den nächsten Tagen schriftlich.