Bockum: St. Gertrudis wird 150 Jahre alt

Der Grundstein für die Kirche am Bockumer Platz wurde vor 150 Jahren gelegt: Ein Blick in die Geschichte.

Krefeld. Für die beeindruckende Bockumer Kirche St. Gertrudis wurde vor 150 Jahren, am 6. September 1857, der Grundstein gelegt. Der Neubau ersetzte die alte Kirche, die an gleicher Stelle stand. Über dieses Vorgängergebäude und ihr mittleres Langschiff berichtet der Bockumer Pfarrer Johann Rupert Schmitz: "Die Außenseite der Mauern in Tuffsteinen war in reinstem byzantinisch-romanischem Stil gehalten." Das erinnerte ihn an eine ähnliche Kirche in Wipperfürth, die laut Urkunden vom Kölner Erzbischof Engelbert I. (1185-1225) gebaut worden sei. Daraus schloss Schmitz auf ein entsprechendes Alter für den Bockumer Altbau.

Bockum, eine selbstständige Kleingemeinde zwischen den "großen" Nachbarn Krefeld und Uerdingen, war seit 1800 enorm gewachsen. 1808 wurden 1800 Seelen gezählt, 1840 waren es bereits 3000. Das war der Zeitpunkt, als die Bockumer einen Kirchenbaufonds anlegten, um ihrem alten Gotteshaus einen Anbau zu verpassen. So war die ursprüngliche Planung. 1843 waren etwa 2000 Taler beisammen. Der Erweiterungsbau schien nicht mehr fern, da hatte die vierte Kleingemeinde im Bunde, Traar, bereits Fakten mit dem Neubau einer Kapelle geschaffen und die Pfarre Bockum zählte auf einmal 1100 Seelen weniger. Die Baufrage verlor beträchtlich an Dringlichkeit.

Doch auf 1853 folgten drei außerordentlich gute und erfolgreiche Jahre für die Bockumer und so fasste der Gemeinderat der drei Pfarrdörfer den Beschluss, den bestehenden Fonds mit einer Anleihe von 9000 Talern aufzustocken. Insgesamt standen zu diesem Zeitpunkt 12 000 Taler zur Verfügung und die Pläne für die Erweiterung standen kurz vor der Umsetzung. Da stürzte in Süchteln die alte Kirche ein, die gerade erst erweitert worden war.

Ein Meinungsumschwung erfasste die ganze Gemeinde. Ein Neubau muss her. Kirchenvertreter und Gemeindeobere gingen von Haus zu Haus und warben für den Neubau. 6000 Taler und weitere monatliche Sammlungen wurden ab Januar 1857 beschlossen. Denn inzwischen lag eine vom Dombaumeister Schmidt verfasste Neubauplanung mit einem Kostenvolumen von 20 000 Talern auf dem Tisch.

Die Gemeinde Bockum griff noch einmal in den Etat und bewilligte weitere 3500 Taler, trug am 9. April 1857 Plan und Kostenvoranschlag den weltlichen und kirchlichen Behörden in Düsseldorf und Köln vor und erhielt die Baugenehmigung genau eine Woche später, am 16. April. Am Ende kostete die Kirche 25 131 Taler.

Mitte Mai 1857 wurde eine Ersatzkirche am östlichen Ende des Pastoratsgartens gebaut. Am darauffolgenden Montag wurde mit den Abbrucharbeiten an der alten Kirche begonnen. Das Holz erhielten die Armen der Gemeinde.

Auch nach der Grundsteinlegung für den Neubau erlosch der Spendeneifer der Gemeinde nicht. Die einen sparten auf Kirchen- und Chorfenster, die anderen für Verzierungen. Ungestört ging der Bau voran. Die Konsekration durch Weihbischof Johannes Baudri (1804 bis 1893) wurde für das Rosenkranzfest am 2. Oktober 1859 angekündigt. Einen Tag später sollten die Kinder der Gemeinde und die von Linn, Traar und Hohenbudberg gefirmt werden.

Für diesen Tag errichteten die Bockumer 37 Triumphbögen zwischen den Grenzen zu Krefeld und Uerdingen. Der Weihbischof wurde am Vortag mit einer Ehrengarde empfangen. Am Konsekrationstag zog er mit 17 Priestern zur Weihe in die neue Kirche ein, begleitet von Tausenden Bockumern. Mit den Worten "Ingredimi Sancti Die" (Tretet ein, Ihr Heiligen Gottes) öffnete er das Kirchentor. Die 90-minütige Weihe der drei Altäre wurde von der Gemeinde in andächtiger Stille abgewartet. Es folgte die Konsekration der Kreuze und das feierliche Pontifikalamt.