Nachtführung: In Europa hat es Vampire nie gegeben
Mit Infrarot-Geräten und Bat-Detektor gingen Zoo-Besucher auf eine spannende Spät-Safari.
Krefeld. Normalerweise haben die Tiere im Krefelder Zoo ab 20 Uhr ihre Ruhe. Manchmal aber gibt es Gelegenheit, sie im Dunkeln zu besuchen. Eine Gruppe angemeldeter Gäste begab sich mit den Zooführerinnen Barbara Rath und Gaby Borg auf die Spur der Fledermäuse.
Von Blut ernähren sich übrigens nur ganze drei der fast 1000 Arten, und die kommen nur auf dem amerikanischen Kontinent vor. In Transsylvanien hat sich garantiert nie ein echter Vampir herumgetrieben. Und selbst Vampirfledermäuse (im Südamerika-Haus zu finden) sind keine Blutsauger. Sie lecken das Blut lediglich und nehmen nur wenige Milligramm davon zu sich. Europäische Arten aber machen einen großen Bogen um Warmblüter wie Rinder oder Menschen. Und in China gelten die kleinen Navigationskünstler sogar als Glücksbringer.
Das alles erzählen Barbara Rath und Gaby Borg in kurzweiligem Plauderton, gespickt mit humorigen Sprüchen. Und sie erzählen natürlich auch von den Bedrohungen für die Tiere durch Lebensraumvernichtung, Umweltgifte und nächtlichen Licht-Smog. Gleichzeitig wird gespannt dem Bat-Detector gelauscht, ein unscheinbares, zigarettenschachtelgroßes Plastikkästchen, das die Ortungssignale der meist unsichtbaren Nachtflieger für uns hörbar macht.
Auf der Pirsch macht die Gruppe vor dem Käfig der Schneeleoparden Halt und richten unsere Nachtsichtgeräte zur Abwechslung auf Askin und Pator. Da huscht - kaum eine Sekunde lang sichtbar - eine Fledermaus über die Besucher hinweg. Die Tiere erreichen locker Fluggeschwindigkeiten zwischen 30 und 50 km/h. Der Bat-Detector verrät, dass es sich um eine Wasserfledermaus gehandelt hat, und die Besucher machen sich auf den Weg zu den Moschusochsen, wo sie mehr davon zu sehen hoffen. Unterdessen erinnert Chico, der Seelöwenbulle, mit grunzendem Ruf daran, dass er auch noch da ist, und Barbara Rath weiß zu berichten, dass der Schrei der Pfauen in der Dunkelheit so gruselig klingt, dass selbst großspurige Teenager urplötzlich ganz zahm werden.
Der Bat-Detector kündet laufend von Flugaktivitäten, sogar eine Nachtsegler-Fledermaus wird hörbar, die ihrerseits im Zoo nur zu Besuch ist. Aber zeigen will sich keine mehr. Schließlich setzt leichter Regen ein. Im Regen können sich Fledermäuse nicht mehr orientieren, und auch ihre Beute-Insekten sehen zu, dass sie nach Hause kommen.
Es ist immerhin halb elf, und die Zeit verging im Nu. Eine letzte Frage aus der Gruppe an Barbara Rath: Wie alt werden Fledermäuse? In Gefangenschaft wohl 20 Jahre oder gar mehr. Aber in freier Wildbahn . . . ? Manche Fragen müssen unbeantwortet bleiben, denn vieles ist noch nicht erforscht. Aber mächtig spannend war’s.