Hans-Jürgen Brockers: Abschied nach 20 turbulenten Jahren
Der CDU-Politiker sagt der Bezirksvertretung für immer Ade.
Krefeld. Hans-Jürgen Brockers residierte als Bezirksvorsteher 20 Jahre lang im wilhelminischen Bockumer Rathaus. Der CDU-Politiker ist nach Parteifreund und Polit-Methusalem Hans-Josef Ruhland (Bezirk West) dienstältester Bezirksbürgermeister. (Ruhland kommt auf 34 Jahre). Zur kommenden Kommunalwahl tritt Brockers nicht mehr an.
Der Abschied fällt Brockers nicht schwer. Der 69 Jahre alte Bockumer war bislang in seinem Häuschen an der Emil-Feinendegen-Straße nur von Frauen umgeben. Das sind seine Gattin Marietheres, drei Töchter und eine Enkelin. In diesem Mai soll nun der erste männliche Stammhalter als Enkel in sein Leben treten. Der reiselustige Brockers schmunzelt und sagt: „Es wird zwar noch eine Weile dauern, aber in einigen Jahren könnte ich den Jungen dann zum Fußballtraining begleiten.“ Das sei ihm lieber als Ballett- oder Geigenunterricht.“
Im Jugendstil-Ratssaal des Bockumer Rathauses hat Brockers in den vergangenen 20 Jahren turbulente Momente erlebt. Brockers lächelt: „Die Menschen hier sind ein streitbares Völkchen“. Tiefe Spuren hat etwa der „Bypass“ hinterlassen, der lange Streit um die Schließung der Abbiegespur vom Bockumer Platz auf die Uerdinger Straße Richtung Innenstadt. Bei der letzten Kommunalwahl hätte die Zustimmung dafür Brockers fast sein Amt gekostet. Die CDU hatte hier mehr als zehn Prozent verloren.
Heute kann Brockers aus dem Fenster weisen. „Die neue SWK-Haltestelle ist ein wirkliches Schmuckstück für den Bockumer Platz geworden.“ Für weitere „Basteleien“ am Platz sollte man sich Zeit lassen. „Im Moment ist sowieso kein Geld da.“
Der gelernte Banker, der früher für die Sparkasse tätig war, kann auf teilweise lautstarke Sitzungen zurückblicken. „Unsere Bürger-Fragestunden sind bekannt für das Engagement ihrer Teilnehmer.“ Da ging es unter anderem um den Bebauungsplan für den Festplatz in Traar, den die Mehrheit im nördlichsten Stadtteil (vergeblich) ablehnte.
Besonderen Wert hat Brockers auf den jetzt abgeschlossenen Um- und Ausbau der Musikschule im Sollbrüggen-/Schönwasserpark für rund 3,2 Millionen Euro gelegt. „Bewährtes bewahren und Neues wagen“ sei seine politische Philosophie, so Hans-Jürgen Brockers. Das gelte auch für ein weiteres umstrittenes Projekt, die Innenbebauung der riesigen Gärten zwischen Schönwasser- und Grotenburgstraße oder die geplante Bebauung am Bockumer Friedhof. „Wir müssen auch den demografischen Veränderungen Rechnung tragen und Wohnraum in Innenstadtnähe entwickeln.“ Seine Grundregel sei dabei immer eine maßvolle Bebauung gewesen, die von gepflegtem Grün umgeben sein müsse.
Noch gar nicht absehbar sei, was der für die kommenden ins Auge gefasste Ausbau der Autobahn A 57 auf sechs Fahrspuren mit sich bringe, blickt Brockers in die fernere Zukunft. Die Autobahn führt in Hochlage und über mehrere Brücken quer durch Ost-Bockum und Gartenstadt. Ein extraordinäres Thema nicht nur für die unmittelbaren Anlieger. Brockers aber sieht das gelassen. „Bis dieser Abschnitt hier dran ist, gehen schon noch fünf oder zehn Jahre ins Land.“
Worauf er sich im politischen Ruhestand freut: „Dass ich nicht mehr in den Terminkalender schauen muss, wenn mich jemand spontan zum Bier ins Stadtwaldhaus einlädt.“