Lärm am Charlottering: Anwohner sind mit ihren Nerven am Ende

Anlieger betreten ihre Balkone kaum noch.

Krefeld. Nach der Berichterstattung in der Westdeutschen Zeitung zum Tempolimit auf dem Charlottering melden sich jetzt auch die Anwohner von Mauritz-, Haberland-, Erlenwein- und Carl-Duisberg-Straße zu Wort. Seit Jahren kämpfen sie gegen die Lärmbelastung durch den Charlottering. Nun haben sie endgültig die Nase voll.

Zu den Anwohnern der betroffenen Straßen gehört Claudia Heister. Wenn sie auf ihren Balkon tritt, eröffnet sich ihr ein herrlicher Ausblick: Sogar das Glitzern des Elfrather Sees kann die Krefelderin vom elften Stock aus sehen. Heister schaut in die Ferne. Der Himmel strahlt blau, und nur ein leichtes Rauschen des Berufsverkehrs vom Charlottenring ist zu vernehmen.

Doch plötzlich ertönt ein ohrenbetäubender Lärm: Eine schwarz-weiße Rennmaschine braust mit über 100 Sachen über den Charlottering bis zur Ampel an der Adolf-Dembach-Straße — dort wendet der Motorradfahrer und rast lautstark wieder zurück. „Das geht dann mehrere Male so. Die Motorradfahrer nutzen die Straße, um richtig aufzudrehen, der Lärm ist unerträglich“, beschwert sich Heister.

„Wir sind mit unserem Latein am Ende. Anrufe bei der Polizei, Gerichtsverhandlungen und Unterschriftenaktionen haben nichts gebracht“, sagt die Krefelderin verzweifelt.

Heisters wohnt bereits seit 22 Jahren im elften Stock des Hochhauses an der Mauritzstraße und erzählt, dass alles vor etwa sieben Jahren angefangen hat, als die Motorradfahrer den Charlottenring zum Nürburgring machten: „Die kommen dann und liefern sich regelrechte Rennen oder fahren auf dem Hinterreifen“, sagt sie. Der Lärm, den die PS-starken Maschinen dann von sich geben, sei für die Anwohner unerträglich. „Als unser Hund noch lebte, ist er jedes Mal vor Schreck in die Waschmaschine gesprungen“, erzählt die Anwohnerin. Unzählige Male hätten die Anwohner die Polizei gerufen, aber als diese ankamen, waren die Motorradfahrer schon längst weg. „Die zeigen uns sogar den Mittelfinger“, erzählt Heister empört. Während sie das sagt, rauscht die schwarz-weiße Rennmaschine ein weiteres Mal am Hochhaus vorbei — eine Unterhaltung ist in diesem Moment nicht möglich.

Die einzige Lösung, die die Anwohner sehen, ist ein Lärmschutz, kombiniert mit Geschwindigkeitsbegrenzungen und fester Radaranlage. „Die normalen Geräusche des Berufsverkehrs sind nicht so schlimm, damit können wir leben, aber dieser ohrenbetäubende Krach der Motorräder bringt uns um den Verstand“, sagt Heister. Daraufhin verlässt sie ihren liebevoll hergerichteten Balkon und schließt die Tür.