Sturz in den Tod: „Man lässt uns allein“

Vor zwei Jahren kam der Vater von Daniela I. bei einem Unglück ums Leben. Seitdem ist wenig passiert.

Krefeld/Düsseldorf. Ihr Vater ist bei einem tragischen Unglück ums Leben gekommen und niemand unternimmt etwas. Mit diesem Gefühl wird die Krefelderin Daniela I. jeden Tag konfrontiert, besonders an den jüngsten Karnevalstagen. „Es muss doch jemand die Verantwortung dafür übernehmen“, sagt die 35 Jahre alte Bankangestellte.

Rosenmontag 2011: Während die Narren in der Düsssldorfer Altstadt feiern, unternimmt ihr Vater mit seiner Frau einen Spaziergang entlang des Kaiufers am Rhein. Beide lehnen sich an den Zaun, der dort zum Schutz der Besucher aufgestellt ist. Plötzlich gibt ein Tor nach, das sich im Geländer befindet. Seine Frau versucht noch, ihn festzuhalten, doch ihr Mann stürzt in die Tiefe. Kurze Zeit später stirbt der Krefelder im Krankenhaus.

Schnell wird klar, dass das Unglück hätte verhindert werden können: Das Tor war nicht richtig gesichert. Es fehlte der Metallstift, der es daran hinderte, einfach aufzuschwingen. Und es hätte auch nicht zum Wasser hin aufgehen dürfen, sagt die Staatsanwaltschaft neun Monate später. Seitdem ermittelt sie wegen fahrlässiger Tötung gegen Mitarbeiter der Stadt — wie lange das noch dauert, ist unklar.

Nicht mit dem Tod ihres Vaters abschließen zu können, so lange das Verfahren läuft, ist für Daniela I. schlimm. Aber sie macht auch der Stadt Vorwürfe: „Es hat sich nie jemand bei uns gemeldet, das Gespräch gesucht. Alles was wir bekommen haben, war ein Beileidsschreiben des Oberbürgermeisters mit gedruckter Unterschrift“, sagt die 35-Jährige.

Daniela I. geht es nicht um Schadensersatz. Ihr geht es nicht darum, dass jemand ins Gefängnis muss. Ihr geht es um die menschliche Seite, darum, dass die Stadt einen Schritt auf sie und ihre Familie zugeht und Mitgefühl zeigt. „Wir fühlen uns einfach komplett allein gelassen“, sagt sie. „Das ist ein unwürdiges Verhalten für eine Stadt wie Düsseldorf.“

„So etwas zu hören, macht mich betroffen“, sagt Düsseldorfer Verkehrsdezernent Stephan Keller, als er vom Stand der Dinge erfährt. „Wir werden überlegen, was wir da noch tun können.“