Symposium: Biografien von jugendlichen Gewalttätern sind Mangelware

Jugendhilfe zwischen Theorie und Praxis: Prävention muss Vorrang haben.

Krefeld. Wie kann man verhindern, dass Jugendliche gewalttätig werden? Was gegenwärtig die öffentliche Debatte bestimmt, beschäftigte bei einem Symposium neben anderen Themen auch Jugendämter, Sozialarbeiter, Professoren und Studierende in der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.

Bei ausländischen Straftätern müsse bei der Nationalität mehr differenziert werden, so die Forderung. Ganz wichtig sei, gefährdete Jugendliche nicht a priori "auszusortieren", sondern ihnen in sozialen Programmen konkrete Projekte anzubieten. Prävention und Integration müsse Vorrang vor Sanktion haben. Die Forschung soll die Biografien jugendlicher Straftäter stärker ausleuchten, um herauszufinden, wieso sie straffällig werden. Darauf sollten dann wieder Hilfsprogramme zugeschnitten sein.

Prof. Dr. Peter Schäfer

Bei dem vom Fachbereich Sozialwesen veranstalteten Symposium ging es vor allem um eine bessere Feinabstimmung der Jugendhilfe zwischen Theorie und Praxis. Theoriegeleitet zu handeln und gleichzeitig professionell zu agieren, ist das gemeinsame Ziel. Zwar werde durch das Bachelorstudium die Praxisphase auf 18 Wochen reduziert, so Dekan Prof. Dr. Peter Schäfer, doch sollen im Studium ein bis zwei Praxisprojekte pro Semester integriert werden.

Wie wichtig die Städte das Thema nahmen, zeigte sich daran, dass Krefeld, Mönchengladbach, der Kreis Viersen und der Rhein-Kreis Neuss durch die Leiter ihrer Jugendämter vertreten waren. Die Erwartungen an soziale Fachkräfte in der Jugendhilfe, so Dekan Schäfer, stiegen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen und rechtlicher Vorraussetzungen permanent. Das erfordere einen engeren Dialog zwischen Vertretern der angewandten Wissenschaft und der Praxis, um sich gegenseitig mit den jeweiligen Vorstellungen und Erwartungen besser kennen zu lernen.

Dazu wurden Workshops zum allgemeinen Sozialdienst, zur offenen Jugendarbeit und zur Gewaltprävention angeboten. Weil der Dialog so fruchtbar gewesen ist, wünschen sich viele Teilnehmer einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch. Mit der Euregio rhein-maas-nord ist deshalb ein gemeinsames Kooperationsprojekt vereinbart worden.