Vergleich Test: Nach acht Minuten ist die Feuerwehr da
Krefeld schneidet im Großstädte-Vergleich sehr gut ab — auch aufgrund der Geografie der Stadt, sagt Branddirektor Meißner bescheiden.
Krefeld. Krefeld gehört zu den sechs deutschen Großstädten, in denen die Feuerwehr die Schutzziele für Einsätze erfüllt. Das ergaben die Recherchen der Autoren Hans-Carl Schultze und Gregor Witt für das WDR-TV-Magazin Plusminus. Nach diesen Vorgaben erfüllen die Krefelder Wehren das Schutzziel, innerhalb von acht Minuten nach dem Alarm mit zehn Einsatzkräften am Brandort einzutreffen.
Dietmar Meißner, Chef der Berufsfeuerwehr an der Florastraße, relativiert: „Die positive Bewertung von Plusminus freut uns natürlich. Aber hier kommt uns auch die Geografie unserer Stadt entgegen. Die Stadtgrenzen sind relativ rund und vom zentralen Standort relativ gut und schnell zu erreichen.“
Der 56 Jahre alte Branddirektor leitet den städtischen Fachbereich Berufsfeuerwehr und Zivilschutz mit 230 Mitarbeitern. Außerdem ist er Chef der rund 210 Ehrenamtler in den Freiwilligen Feuerwehren. Meißner erläutert: „Krefeld ist in drei Wachkreise aufgeteilt, in denen die Berufsfeuerwehr von den Freiwilligen Kräften unterstützt wird. Das gilt insbesondere für die Außenbezirke wie Hüls, Uerdingen oder Fischeln.“ Dieses Zusammenwirken sei entscheidend für die Schlagkraft der Wehren in der Stadt.
Festgelegt hat die Schutzziele die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland (AGBF). Sie gelten für das „kritische“ Schadensereignis. Das ist der Brand, der regelmäßig die größten Personenschäden fordert.
In deutschen Städten ist dies der Wohnungsbrand im Obergeschoß eines mehrgeschossigen Gebäudes bei verqualmten Rettungswegen. Festgelegt wurden die Schutzziele aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse, wonach die Grenze für die Wiederbelebung von Menschen bei Rauchgasvergiftungen bei maximal 17 Minuten nach Brandausbruch liegt.
Plusminus hat 75 Großstädte mit über 100 000 Einwohnern befragt, ob und mit welchem Erfolg sie die Schutzziele einhalten. 36 haben mit auswertbaren Daten geantwortet. Gerade einmal sechs davon erreichen nach eigenen Angaben die Schutzziele bei 90 Prozent und mehr aller Einsätze: Frankfurt/Main, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Saarbrücken und Wolfsburg.
Unter dem Strich halten nach den Plusminus-Recherchen mindestens 30 der 75 deutschen Großstädte die AGBF-Schutzziele nicht ein. Das bedeutet, dass die Feuerwehr in mindestens 40 Prozent aller Großstädte oft zu spät oder mit zu wenigen Kräften zum Brandort kommt.
Die Krefelder Leistungen sind umso anerkennenswerter, als die Wache Florastraße mit ihrem Alter von über hundert Jahren nur als anachronistisch zu sehen ist. Nicht zuletzt deshalb sehnen die Wehrleute den Umzug in den neuen Komplex an der Neuen Ritterstraße im kommenden Frühjahr herbei. Mit der modernen technischen Ausstattung in der neuen Wache sei, so Dietmar Meißner, die Krefelder Feuerwehr völlig neu aufgestellt.
Eine Rechnung mit der Stadt aber bleibt trotzdem noch offen: Die Nachzahlung der Überstunden aus den Jahren 2001 bis 2006 in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, die der Nothaushalt der Stadt bislang verhindert.