Thema Inklusion an der Schule: Integration reicht zukünftig nicht aus

SPD beschäftigt sich mit dem Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung.

Krefeld. Wie lange wird es noch Förderschulen in Krefeld geben? Ausgehend von der 2006 beschlossenen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die auch von der Bundesrepublik unterschrieben wurde, verpflichten sich die Unterzeichner, ein Schulsystem zu errichten, in dem der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung der Regelfall ist. Mit dem pädagogischen Thema Inklusion beschäftigte sich die Krefelder SPD auf einem offenen Sonderparteitag.

Der vom SPD-Vorstand erarbeitete Leitantrag „Es ist normal, verschieden zu sein. Wir wollen die inklusive Stadt! Inklusion - Brücke zur Teilhabe“ diente als Diskussionsgrundlage. Fünf Expertinnen und Experten beleuchteten einige der zahlreichen Aspekte der Thematik.

Norbert Killewald, Landesbehindertenbeauftragter NRW, erläuterte, dass in Krefeld von den rund 1390 Kindern und Jugendlichen mit jetzt festgestelltem Förderbedarf nur 270 eine Regelschule besucht — alle aber haben nun einen Rechtsanspruch auf den Besuch einer „normalen“ Regelschule! Was dies für die Stadt Krefeld und für die einzelnen Schulen bedeutet, lässt sich vor allem finanziell noch nicht genau beziffern.

Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), benannte als Ziel: „Nicht das Kind muss in die Schule passen, sondern die Schule muss für das Kind passen!“ Derzeit ist der LVR Träger der spezifischen Förderschulen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung.

Wird es diese Schulen zukünftig noch geben, wenn alle Schulen inklusiv arbeiten? Was müssen Lehrerinnen und Lehrer leisten, wenn sie Kinder mit Behinderung, die ganz verschieden sind, zugleich unterrichten sollen mit zum Beispiel Hochbegabten, die Anderes brauchen?

Gisela Lücke-Deckert, Schulamtsdirektorin im Kreis Wesel, beschrieb, wie der Prozess Inklusion in Schulen im Nachbarkreis in Gang gekommen ist. Besonders wichtig ist Lücke-Deckert auch die Ausbildung, die Lehrerinnen und Lehrer in die Lage versetzen muss, Kinder mit und ohne Behinderung zugleich unterrichten zu können. „Sonderpädagogik darf es nicht mehr nur für Sonderpädagogen geben!“

In den Kommunen finde schon jede Menge in Richtung Inklusion statt, meinte Klaus Hebborn, Bildungsdezernent beim Deutschen Städtetag. Er forderte, die Ausnahme müsse die Regel werden — das sei Inklusion.

Dass dies ein langer Weg sei, sei klar, der Systemwechsel von Förder- neben Regelschulen könne nicht in ein, zwei Jahren vollzogen werden. Hebborn betonte, dass alle Eltern und ihre Kinder Anspruch auf gute Ausstattung ihrer Schule haben, die Förder- wie die Regelschulen.

„Glückwunsch zu dieser Initiative“ äußerte sich Thomas Delschen, Vorsitzender der Lebenshilfe Krefeld, zum Thema des SPD-Parteitages. Er betonte ausdrücklich: Inklusion betrifft nicht nur Schule, sondern alle Lebensbereiche.

Ziel müsse sein, dass die Lebenshilfe nicht mehr Aktivitäten für Menschen mit Behinderung organisiere, sondern dass Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich zum Beispiel Mitglied in Vereinen sind, gemeinsam mit Nichtbehinderten.