Umfrage: Bürger kämpfen für ihre Südstadt
Trotz einiger Probleme sind die Bewohner zufrieden — und bereit, sich zu engagieren.
Krefeld. Die Südstadt — jenes Viertel jenseits des Westwalls, das eigentlich namenlos ist — hat bei vielen Krefeldern nicht den besten Ruf. Umso mehr mag es überraschen, was die Bewohner über ihr eigenes Viertel denken. Die meisten sind mit dem Leben im Stadtteil zufrieden, 78 Prozent vergeben die Noten 1 bis 3.
Quelle ist eine Befragung, die die Montag-Stiftung durchgeführt hat. „Sie ist nicht repräsentativ, gibt aber ein Stimmungsbild wieder“, erläutert Projektleiter Robert Ambree. Aussagekraft erhält sie außerdem durch eine sorgfältige Auswahl der Befragten, die die Vielfalt des Viertels repräsentieren.
Diese ist in der Tat bunt: Allein die Teilnehmer sprechen 21 verschiedene Sprachen. Ein Großteil der Bewohner, 45 Prozent, ist zwischen 18 und 45 Jahre alt, immerhin 25 Prozent zwischen 45 und 65 Jahre. Es ist gerade diese bunte Mischung, die von vielen geschätzt wird, allerdings auch für Spannungen sorgt.
Konkreter heißt das: Viele loben die Mischung aus Alten, Jungen, Deutschen und Ausländern. „Es ist Leben im Stadtteil“, heißt es da, was mancher aber auch als störend empfindet. Insbesondere ist es aber die mangelnde Sauberkeit, die moniert wird. Positiv werden dagegen die zentrale Lage, der Charme der alten Häuser, die moderaten Mieten und ein gutes Miteinander bewertet.
Und genau hier wittert die Montag-Stiftung auch Potenzial für einen Aufbruch im Stadtteil. „Die Südstadt hat Lust auf die Nachbarn“, freut sich Frauke Burgdorff, Vorstand der Stiftung. Ein positives Signal für das Projekt der Bonner Stiftung, die nicht nur die alte Samtweberei in Kooperation mit der Wohnstätte mit neuem Leben füllen, sondern vor allem das soziale Miteinander fördern, die Bürger zu eigenem Engagement motivieren will. Ein Ziel, das Hand in Hand geht mit dem Vorhaben Stadtumbau, das die Innenstadt als Wohnstandort wieder interessanter machen soll.
Was dabei helfen könnte, ist ebenso in der Umfrage abzulesen. So wünschen sich viele ein gepflegteres Umfeld, das mit Grün und Bänken ansprechender gestaltet wird. Leerstand und Verfall müsse nachhaltiger bekämpft werden. Dazu hätten die Bewohner gern mehr Unterstützung durch Politik und Stadt. „Ein zentraler Ansprechpartner wäre wünschenswert“, wird ein Befragter zitiert.
Die Bewohner sehen sich aber durchaus auch selbst in der Pflicht. Schon jetzt geben 30 Prozent an, sich für den Stadtteil zu engagieren, doppelt so viele signalisieren ihre Bereitschaft. Deutlich wird auch: Viele wünschen sich Aktionen und Treffpunkte, die eine gute Nachbarschaft und den interkulturellen Dialog fördern. Insbesondere müsse mehr für die Jugendlichen geschehen.
Loslegen können die Bewohner mit ihrem Engagement bereits am 10. März. Dann lädt die Montag-Stiftung zu einer Werkstatt im Südbahnhof ein. Die Südstädter können dann ihre eigenen Projektideen für eine Belebung des Viertels einbringen, die Stiftung hält für die Umsetzung einen kleinen Fond bereit. Angesichts der Umfrageergebnisse ist Robert Ambree zuversichtlich: „Die Vielfalt ist ein Riesenpfund des Stadtteils.“