Vom Mechaniker zum Straßenbahnfahrer

Gemeinsam mit drei weiteren Geflüchteten hat Ammar Abbara bei den Stadtwerken Krefeld eine Ausbildung absolviert.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Vor ungefähr drei Jahren habe ich noch Lastwagen und Anhänger in Katar repariert“, erinnert sich Ammar Abbara. „Heute arbeite ich bei den Stadtwerken Krefeld als Straßenbahnfahrer.“ Der 34-Jährige ist einer von vier Teilnehmern, die in einem Ausbildungsprojekt der VHS, dem Jobcenter Krefeld und den Stadtwerken in die deutsche Gesellschaft integriert werden. „Ich bin froh, dass ich hier Hilfe und Unterstützung bekomme“, sagt er. „Die Arbeit macht mir Spaß, und es gefällt mir, die Fahrgäste sicher und zuverlässig durch Krefeld zu fahren.“

Sicherheit ist für Abbara und seine Familie wichtig. Denn die hatten sie in ihrem Heimatland Syrien nicht. Knapp 22 Tage hat die Flucht mit seiner Frau und zwei Kindern nach Deutschland gedauert. Über die Türkei kam die Familie mit einem kleinen Boot nach Griechenland, dann nach Deutschland. „Das Technik-Land“, wie Abbara es nennt, halte für seine Kinder eine bessere Zukunft parat.

Und für ihn. Auch wenn er nun in Schichten arbeiten muss. Das ist für ihn aber kein Problem. „Bei den Arbeitszeiten bin ich flexibel“, sagt er. Wenn er nicht gerade als Straßenbahnfahrer im Dienst ist, besucht der Familienvater gerne die Mediothek in Krefeld und liest am liebsten deutsche Lektüre von Nietzsche. Neben ihm haben noch drei weitere Syrer die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer bei den Stadtwerken absolviert. Innerhalb von sieben Monaten hat das Quartett die Prüfungen erfolgreich absolviert. Normalerweise dauert die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer drei Monate.

Allerdings gab es anfänglich ein paar Stolpersteinchen, wie VHS-Direktorin Inge Röhnelt erzählt: „Nicht das Technikverständnis war das Problem, sondern die Deutschkenntnisse.“ Trotzdem sind die Projektleiter der VHS, des Jobcenters und der SWK stolz auf das Ergebnis.

„Von knapp 1400 männlichen Flüchtlingen findet nur jeder Achte einen Job“, erzählt Martin Roos, Bereichsleiter des Jobcenters Krefeld. „Es ist nicht leicht, Straßenbahnfahrer zu finden, die pünktlich sind und gleichzeitig Spaß am Umgang mit anderen Menschen haben“, ergänzt ihn der Sprecher des SWK-Vorstands Carsten Liedtke. Insgesamt 30 Interessenten haben an dem Vergabeverfahren teilgenommen.

Ammar Abbara und seine drei Kollegen setzten sich durch. „Die vier haben viel gepaukt, waren mutig, motiviert und stachen von Anfang an heraus“, schwärmen die Verantwortlichen. „Sie haben mit 600 bis 900 Stunden in den Integrationskursen das Sprachniveau B1 der deutschen Sprache erlangt.“ Das Deutsch eine schwer zu erlernende Sprache ist, kann Abbara bestätigen. „Wir sind sehr froh, dass sich die Arbeitskollegen mit uns in der Freizeit zum Lernen getroffen haben, damit unser Deutsch besser wird.“

Nun möchte er auch seiner Frau Schritt für Schritt Deutsch beibringen. „Zuhause hören wir ausschließlich deutsches Radio“, erzählt er. Aber auch der Fernseher läuft zwischendurch: „Besonders Kinderfilme sind leicht zu verstehen, da die deutsche Sprache langsam gesprochen wird.“

Die Integration hat bei den Auszubildenden gut funktioniert, findet Marin Roos. Alle seien geduldig und willensstark gewesen. „Die Menschen sollen durch das Projekt Positives über die Integration von anerkannten Flüchtlingen lesen.“ Was die Zukunft der ausgebildeten Straßenbahnfahrer angeht: Ammar Abbara kann sich vorstellen, zusätzlich bald die Ausbildung als Busfahrer zu beginnen. „Dann kann ich Busse und Straßenbahnen durch Krefeld fahren, das wäre einfach toll“, sagt er.