Gründerpreis Auf dem Weg in die Elektromobilität auf zwei oder drei Rädern
Krefeld · Ein Ehepaar aus Krefeld steuert mit E-Rollern und E-Scootern in die elektrobetriebene Zukunft
Der Kontrast könnte beim Eintritt in die schicke Gewerbehalle der Megi mobility GmbH an der Obergath 150 kaum größer sein: Neben rund 60 liebevoll aufgearbeiteten und funktionstüchtigen Young- und Oldtimern funkeln 25 brandneue Elektrokleinfahrzeuge von neun verschiedenen Herstellern um die Wette.
Seit der Firmengründung im April 2021 setzt das Gründerehepaar Magdalena (35 Jahre) und Ramazan (41) Polat mit zwei- und dreirädrigen E-Fahrzeugen auf die elektrogetriebene Zukunft. Das schon zuvor bestehende Oldtimer-Geschäft wurde bei dieser Gelegenheit in die GmbH integriert.
„Wir bringen hier unter einem Dach Tradition und Moderne zusammen und sind fest davon überzeugt, dass sich die aktuell boomenden E-Roller und E-Scooter am Markt durchsetzen werden“, sagt das Gründerehepaar und nennt einen Vorteil, den alle Nutzer zu schätzen wissen. „Alle von uns vertriebenen Modelle sind mit leistungsstarken Akkus ausgestattet, fahren mit Strom aus der Steckdose und haben eine Reichweite bis zu 100 Kilometer.“ Das bedeute, dass eine Wallbox überflüssig sei und die Akkus zu Hause oder im Büro an jeder Steckdose aufgeladen werden können. Damit entfalle auch das lästige Anfahren von öffentlichen Ladestationen, von denen es noch viel zu wenig gebe, weil es an der nötigen Infrastruktur mangele. Im Vergleich zum Wettbewerb verweisen die Gründer mit einem Full-Service aus Verkauf, Leasing, Vermietung, Reparatur und Wartung bis zur Versicherung und Anmeldung auf ein Alleinstellungsmerkmal. Das habe den Vorteil, dass die Kunden bei den genannten Dienstleistungen und auch bei Garantiefragen nicht allein gelassen würden, wie es bei Bestellungen im Onlinehandel üblich sei.
„Wer zu uns zur Reparatur oder Wartung kommt und kein weiteres Fahrzeug besitzt, wie bei vielen jüngeren Nutzern oft der Fall, ist dankbar, wenn er, wie bei großen Autohäusern üblich, ein vergleichbares Leihfahrzeug mieten kann.“
Als Vertragspartner von neun verschiedenen namhaften Herstellern von E-Klein- und Kabinenfahrzeugen können die Kunden aus verschiedenen Modellen wählen, was in diesem Umfang beim regionalen Wettbewerb nicht der Fall sei, sagt Magdalena Polat. „Für die beliebte niederländische Baureihe Carver, die wie alle anderen E-Kleinfahrzeuge in asiatischen Ländern produziert wird, sind wir deutschlandweit sogar exklusiv der einzige Vertriebspartner.“
Auf einem Hersteller-Fachkolloquium in Aachen darf medi mobility die Carver demnächst präsentieren. Dabei gehe es auch darum, dass hundert deutsche Städte bis 2030 klimaneutral werden wollen, wozu natürlich auch die E-Kleinfahrzeuge beitragen würden. Insofern profitiere auch Krefeld vom Engagement der Gründerfirma, wenn möglichst viele Besitzer von Zweirad-Verbrennern auf nachhaltige Elektroroller umsteigen, sagt die studierte Wirtschaftsmathematikerin, die zuvor „mit viel Freude“ als Grundschullehrerin gearbeitet hat.
Dennoch entschloss sich die Mutter zweier Töchter trotz der höheren Belastung, zusammen mit Ehemann Ramazan ins E-Fahrzeuggeschäft einzusteigen. Der hatte als gelernter Schweißer und Liebhaber von Oldtimern, darunter viele legendäre US-Modelle, schon zuvor aus seiner Leidenschaft einen Beruf gemacht, den er parallel auch weiter ausübt. Erfahrung hatten beide schon zwei Jahre lang dabei gesammelt, in Düsseldorf und Aachen Hunderte von E-Rollern im Sharing-Modell auf die Straße zu bringen, wobei die Herstellerfirma später Konkurs anmeldete. „Eine wertvolle Erfahrung, die uns gezeigt hat, dass die Sharing-Methode strukturelle Nachteile hat.“
Für das neue Geschäft bilde man sich im Online-Selbststudium weiter, so bei den Herstellern, die Schulungen zu vielen Themen anbieten. Angefangen bei Reparaturvideos bis hin zum Umgang mit Zollbescheinigungen und Zulassungsfragen. „Bei der Wahl der Hersteller achten wir heute sehr auf Zuverlässigkeit und Qualität, zum Beispiel bei dem deutschen Vertriebspartner Trittbrett“, berichtet die Gründerin. „Wir haben ursprünglich geglaubt, die Top-Produkte am Markt seien ein Spielzeug für wohlhabende Männer, wurden aber schnell eines Besseren belehrt – sie sind beliebt bei Jung und Alt und als Kabinenfahrzeuge auch bei Gewerbetreibenden.“
Wie läuft das Geschäft mit den E-Kleinfahrzeugen? „Die Nachfrage steigt ständig, der Umsatz entsprechend auch, doch leider sind die Margen bei E-Neufahrzeugen mit durchschnittlich zehn Prozent nicht gerade üppig“, verraten die Gründer. Weshalb man mit der Einstellung von Mitarbeitern vorsichtig umgehe. Ein Top-Techniker sei fest angestellt und für Reparatur und Wartung zuständig, eine Bürokauffrau und eine Servicekraft arbeiten in Teilzeit. Eine Belastung sei das Zahlungsziel der Hersteller zwischen 30 und 150 Tagen. Die Folge sei ein hoher Wertbestand als Anlagevermögen, das im Übrigen auch für die Young- und Oldtimer gelte. Bisher haben die Gründer alle Investitionen aus Eigenmitteln getätigt. Zu Beginn beteiligte Gesellschafter seien inzwischen ausbezahlt worden und ausgeschieden.
Gewerbehalle soll um eine
Galerie erweitert werden
In seinem Betrieb an der Obergath hat das Gründerpaar noch viel vor. Die Gewerbehalle, die es auf Rentenbasis erworben hat, soll um ein halbes Obergeschoss als attraktive Galerie ausgebaut werden und E-Mobil-Kunden als auch der bestehenden Oldtimer-Community an Wochenenden als Treffpunkt und zum Fachsimpeln über Pflege und Erhalt dienen. Auch andere Interessierte sollen dort willkommen sein. Der Umbau, für den etwa 300 000 Euro kalkuliert wurden, soll entweder über Investoren gegen Beteiligung am Unternehmen oder über Bankkredite finanziert werden. Vor dem Betriebsgelände sollen in Abstimmung mit der Stadt noch Ladestationen für E-Kunden aufgestellt werden. Schließlich will man mit gutem Beispiel vorangehen.