Eine Chance für Spätstarter
Ein neues Angebot verhilft Menschen ab 25 Jahren zu einer Ausbildung.
Krefeld. Sebastian und Jaouad haben eines gemeinsam: Sie haben trotz ihres jungen Alters schon eine bewegte Erwerbsbiografie hinter sich. Nach abgebrochenem Studium oder nach Berufsausbildungen, die nicht in den Wunschberuf geführt haben, und nach diversen Hilfsjobs im Büro, in der Gastronomie oder in der Videothek packen sie es nun richtig an.
„Ohne solide Ausbildung kann man seine Zukunft nicht planen“, sagt Sebastian Lang. „Nachdem ich ganz unterschiedliche Berufe und Branchen ausprobiert habe, war mir klar, dass es dauerhaft ein Beruf im technischen Bereich sein soll. Bei Voith mache ich derzeit eine Umschulung zum Mechatroniker“. Ursprünglich wollte der 31-jährige Krefelder einmal Pferdewirt werden, nach einem schweren Reitunfall konnte er in dem Beruf nach der Ausbildung aber nicht mehr Fuß fassen.
Der 29-jährige Jaouad Karkor hingegen hat eine Lehre zum KFZ-Mechatroniker abgeschlossen, konnte aber auch nicht am Arbeitsmarkt Fuß fassen. Die Finanzkrise und Kurzarbeit machten ihm den Einstieg im Kfz-Gewerbe schwer. So übte er einige Jahre ungelernte Tätigkeiten aus und entfernte sich so immer weiter vom Arbeitsmarkt. „Auch bei mir wurde es Zeit, endlich was aus meinem Leben zu machen. Seit dem 1. Juli mache ich eine Umschulung zum Industriemechaniker“.
Unterstützung bei der Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive erhielten beide von der Krefelder Arbeitsagentur. Beide begannen als sogenannte „Spätstarter“ ihre Ausbildungen bei Voith Paper in Krefeld.
Evelyn Schotten, stellvertretende Leiterin der Krefelder Arbeitsagentur freut sich über den Erfolg der jungen Männer. „Mit der gemeinsamen Initiative ,AusBildung wird was — Spätstarter gesucht‘ machen sich die Arbeitsagentur Krefeld und die Jobcenter Krefeld und Kreis Viersen dafür stark, junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren zu motivieren, eine abschlussorientierte betriebliche Qualifizierung aufzunehmen. Sie werden von unseren Beratungsfachkräften darin bestärkt, ihre vorhandenen Fähigkeiten zu nutzen und weiter auszubauen“, erklärt Schotten.
Auch für Unternehmen lohnt sich das Engagement. Auch wenn der eine oder andere Bewerber einen etwas „strubbeligen“ Lebenslauf hat, bringen gerade ältere Azubis schon ein wenig mehr an Lebenserfahrung mit und gehen die Ausbildung nicht selten entschlossener an.
In den kommenden Wochen hofft Schotten auf weitere Ausbildungsverträge für Spätstarter, da mit dem Projekt neue und in etlichen Branchen heute schon dringend benötigte Fachkräfte qualifiziert werden.
Die klassische betriebliche Berufsausbildung richtet sich an die Schulabgänger. Aufgrund der demografischen Entwicklung reicht das Angebot an jungen heranwachsenden Menschen jedoch nicht mehr aus, um den ständig wachsenden Bedarf an gut qualifizierten Arbeitskräften auf diesem Weg zu decken.
Um die Wirtschaft bei der Bereitstellung von Fachkräfte zu unterstützen, haben das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Bundes.